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II. Kurze Beschreibung der wichtigsten Faserstoffe.
des mikroskopischen Bildes der wichtigsten Faserstoffe gegeben wer
den; für ausführliche Angaben, zumal über seltener vorkommende
Faserstoffe sind die im Eingänge angeführten Werke von Höhnel
und Wiesner nachzusehen.
8. Wolle und andere tierische Haare. Die meisten tierischen
Haare haben ein recht auffallendes und charakteristisches schuppiges
oder quer gerunzeltes Gefüge, welches vielfach irrtümlicherweise als
ein besonderes Kennzeichen für Wolle angesehen wird. Ebensowenig
kann die Kräuselung als untrügliches Merkmal von Wolle gelten.
Man unterscheidet gekräuseltes Wollhaar, meist ohne Mark-
cylinder (Fig. 1, w) und wenig gekräuseltes Grannenhaar (Fig. 1, g),
oft doppelt so
dick und mit
Markcylinder
versehen. Es
giebt Sorten
von Schaf
wolle, welche
ausschliefslich
aus Haaren der
letzteren Art
bestehen, wie
die Kew-Lei-
cesterwolle,
10—20 cm lang,
30—70 ¡.L dick,
die feinste Abart fast markfrei und nur 30—50 fi messend. Die
Schuppen zahlreich, nach Art von Dachziegeln angeordnet. Merino
wolle besteht aus dünnen, markfreien stark gekräuselten Wollhaaren
(12—37 ¿¿), mit cylindrischen oder halbcylindrischen Schuppen. Hierher
gehören auch die Rambouilletwolle, die Imperialwolle und die
sehr feine sächsische Elektoralwolle. Gewöhnliche Landw'ollen
führen beiderlei Arten von Haaren, die Grannenhaare steif und
schlicht, bis 100 q dick, mit starkem Markcylinder (30 /.i) und 10 bis
15 Schuppen auf dem Umfang (schon bei 30facher Yergrösserung
wahrzunehmen); die kürzeren Wollhaare (5—7 cm) kraus, halb so
dick, mit 1—3 querlaufenden Schuppen auf dem Umfang.
Das Haar ist auf eine lange Strecke cylindrisch; am einen Ende
Fig. 1. Wolle, g Grannenhaare, w Wollhaare. 130 : 1.