Full text: Die wichigsten Faserstoffe (2. Heft)

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IY. Chemisches Verhalten der Faserstoffe. 
bald einen Sticli ins Grünliche. Bei Lampenlicht ist alsdann unter 
60—80 f. Vergr. der Unterschied in der Färbung sehr auffallend. In 
durchfallendem Licht erscheint der Flachs nach wie vor blau, die 
Baumwolle hingegen in einem eigentümlichen, bald graulichen bald 
bräunlichen Violett. Nasse Präparate zeigen die Erscheinung am 
besten. Durch anhaltendes Auswässern kann man es dahin bringen, 
dafs die Baumwolle entfärbt wird, während der Flachs hellblau gefärbt 
bleibt (Fig. 20, Taf. I). — Bismarckbraun zeigt ähnliches Verhalten, 
giebt aber weniger Kontrast zwischen Flachs und Baumwolle. 
41. Säurefarbstoffe. Während basische Farbstoffe Vorzugs- 
weise von Seide und Jute aufgenommen werden, eignen mehrere 
Säurefarbstoffe sich besonders zum Färben von Wolle. Sie werden 
in angesäuerter Lösung angewendet, einige derselben (Fuchsin S, 
Säuregrün) verlangen einen ziemlich starken Zusatz von Schwefel 
säure, um ihre volle Wirkung zu zeigen. 1 ) Andererseits werden sie 
durch Alkalien leichter als basische Farbstoffe von den Fasern ab 
gezogen. 
Eosin (Kaliumsalz des Tetrabromfluoresceins) steht den basischen 
Farbstoffen recht nahe. Fs färbt in warmer, mit wenig Essigsäure 
versetzter Lösung Seide und Wolle ziemlich gleich stark. Durch 
Ammoniak Avird Jute fast ganz, Seide wird teilweise entfärbt. Ähnlich 
ist das Verhalten von Azofuchsin und Azo-Säureviolett. Sie ver 
tragen ziemlich viel Salzsäure und erfordern dann nur mäfsiges Er- 
Avärmen. Von Seide wird die Farbe durch Ammoniak bei gewöhnlicher 
Temperatur recht langsam, schneller in der Wärme abgezogen. Be 
ständiger ist die Färbung durch Naphtolorange II (/i-Naphtolorange), 
am beständigsten ist Croceinscharlach 7 B (Bayer). 
Sulfonierte Triphenylmethanfarbstoffe färben in stark sauren 
Lösungen schnell und intensiv. Das Rot von Fuchsin S wird durch 
Ammoniak schon bei gewöhnlicher Temperatur schnell und vollständig 
gebleicht, durch Kochen kommt es auf Wolle wieder zum Vorschein. 
Die gröfste Ungleichheit in ihrem Verhalten zu Wolle und zu Seide 
zeigen, ihrem ausgesprochenen sauren Charakter gemäfs, die Nitro- 
farbstoffe und unter diesen wieder in erster Reihe die Sulfonsäuren 
der Nitroverbindungen. Sehr zu empfehlen ist das Naphtolgelb S 
J ) Dipkenylaminorange (Orange IY) und Metanilgelb färben auch in 
alkalischen Lösungen, und zwar auf Fasern aller Art, echt auf Seide und Wolle, 
halbecht auf Baumwolle und Zellstoff.
	        
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