62 Gang der Untersuchung von Gewebefasern, Fäden u. Geweben.
Für Seide kann man in derselben Weise Malachitgrün oder Crocei'n-
scharlach und Schwefelsäure (48, a) angewendet werden. Man hat
indessen Ursache, bei Versuchen dieser Art sich vor übereilten Fol
gerungen zu hüten, zumal dann, wenn basische Farbstoffe angewendet
wurden. Alizarinrot wirkt auf diese nach Art einer Beize, und in
noch höherem Mafse kommt diese Eigenschaft mehreren Benzidinfarb
stoffen zu. So bindet Kongorot auf Flachs Methylenblau ebenso fest
wie Seide. Dafs die Prüfung auf Dichroismus nach vorhergegangenem
Auffärben von Kongorot oder Benzoazurin gute Dienste leisten kann,
wenn es gilt, gefärbten Flachs und Hanf zu erkennen, bedarf nur
kurzer Andeutung. Von Polarisationsfarben darf man bei Unter
suchung gefärbter Fäden nicht viel erwarten. Dasselbe gilt von
morphologischen Kennzeichen, deren Anwendung durch dunkle Färbung
sehr erschwert und bisweilen durch dick auf liegende Farbe (an be
schwerten Geweben) unmöglich werden kann. In allen derartigen
Fällen ist man darauf angewiesen, die Farben abzuziehen oder zu
zerstören, und zwar mufs dies in solcher Weise geschehen, dafs die
blofsgelegten Fasern für weitere Versuche tauglich bleiben, jedenfalls
aber entscheidende morphologische Kennzeichen an denselben erhalten
bleiben, wo möglich durch die chemische Behandlung mit gröfserer
Deutlichkeit zur Anschauung gebracht werden.
55. Entfärbung mittelst Salpetersäure.
a. Durch Abdampfen mit verdünnter Salpetersäure werden viele
Farbstoffe unter Bildung gelber Nitroverbindungen zersetzt, und die
Zersetzungsprodukte können zum gröbsten Teil durch heifses Wasser
und verdünntes Ammoniak entfernt werden. Für Flachs und Baum
wolle ist nicht selten völlige Entfärbung zu erreichen, dagegen werden
Wolle und Seide durch Erwärmen mit Salpetersäure bleibend gelb
gefärbt, auch ist es bei Anwesenheit der leicht zerstörbaren echten
Seide nicht immer thunlich, die Behandlung mit Salpetersäure bis zu
völliger Zersetzung der Farbstoffe fortzusetzen. Die Ausführung der
Versuche ist sehr einfach. Man fügt zu der in Wasser liegenden
Probe ein wenig konzentrierte Salpetersäure, dampft bei 60° ab, bis
sich am Rande der Probe Aufhellung und Gelbfärbung bemerklich
macht und wartet nun die Ausbreitung der Reaktion während und
nach dem Erkalten ab. Nur von einzelnen der wichtigsten Farben
kann das Verhalten gegen Salpetersäure hier besprochen werden.
b. Indigoblau wird leicht oxydiert. Hatte man nicht zu viel