64 Gang der Untersuchung von Gewebefasern, Fäden u. Geweben.
Viele Teerfarben basischen Charakters, wie Fuchsin, Malachitgrün,
Methylenblau werden durch Alkalien gebleicht, indem ihre farblosen
oder schwach gefärbten Basen in Freiheit gesetzt werden. Man ver
suche vorher eine Mischung von Alkohol und konzentrierter Salz
säure zu gleichen Teilen, wodurch oft ein grofser Teil der Farbe
abgezogen werden kann. Alkali entfärbt dann so weit, dafs Be
stimmung der Fasern nach Polarisationsfarben und morphologischen
Kennzeichen möglich wird. Baumwollstoffe und Leinen dürfen bei
gewöhnlicher Temperatur für kurze Zeit der Einwirkung von konzen
trierter Salzsäure ausgesetzt werden, ohne viel Schaden zu erleiden,
dagegen ist für Wolle und noch mehr für Seide Verdünnung der
Säure unerläfslich. Wolle wird in konzentrierter Salzsäure unter
starker Krümmung steif und brüchig, Seide zieht sich zu Klumpen
zusammen und zerfliefst. Alkalien sind weniger gefährlich. Gilt es,
bei gewöhnlicher Temperatur Entfärbung zuwegezubringen, so darf
man recht viel Alkali zusetzen, ohne eingreifende Veränderung der
Fasern fürchten zu müssen. Bei erhöhter Temperatur erfolgt in
einigermafsen konzentrierten Lösungen Quellung der Seide und Wolle,
doch dauert es immerhin ziemlich lange, bis die Fasern unkenntlich
werden und zerfliefsen. Wolle und Seide werden am meisten ge
fährdet, wenn man konzentrierte Säure und starke Lauge nach
einander auf sie ein wirken läfst. Für abwechselndes Erwärmen mit
Salzsäure und Alkali dürfen deshalb nur verdünnte Flüssigkeiten
angewendet werden.
b. Schwarzblau auf Seide und Wolle, welches durch Alkali
zu Violett umgeändert wird, kann durch abwechselnde Behandlung
mit Alkali und mit Salzsäure bis zu Blafsblau herabgestimmt werden.
Geht die Farbe nur wenig zurück, so kann man Natriumsulfit in
saurer Lösung versuchen, und wenn keine Entfärbung erfolgt, Re
duktion mit Zinn (57), oder man geht kurzweg zu Abdampfen mit
Salpetersäure über (55, d).
c. Für die Entfärbung beschwerter Seide ist man wesentlich
auf abwechselndes Ausziehen mit Säure und Alkali angewiesen.
Zuerst wende man Salzsäure an, wobei Alkohol als Verdünnungsmittel
gute Dienste tliun kann, um im ersten Anlauf eine möglichst grofse
Menge von Farbstoff in Lösung zu bringen. Die dunkelrote Lösung
wird abgezogen und der Rest derselben durch Andrücken von Filtrier
papier weggenommen. Läfst die Wirkung des sauren Lösungsmittels