Kunstwolle und Kunstseide (Shoddy).
gemein geworden ist. Schliefslich ist noch zu bemerken, dafs mehrere
Fabriken egalisierte Kunst wolle liefern, in welcher die grellen Farben
gegensätze durch teilweise Bleichung und durch Färben der Faser
stoffe ausgeglichen sind. Vollkommene Bleichung wird kaum Vor
kommen; sie würde zu grofse Kosten machen und die Wollfasern zu
sehr angreifen.
b. Regeln für das Aufsuchen von Kunstwolle. Shoddyfäden
verraten sich durch ihre Dicke und Zerreifsbarkeit (daher oft baum
wollene Kette). Man hat sie im Inneren oder an der Unterseite der
Gewebe zu suchen. Bei dem Zerreifsen stäuben sie. Den Staub
fange man auf einer reinen Glasplatte auf und untersuche ihn in
einem Tropfen Wasser. Man hat hier die beste Gelegenheit, die
charakteristischen Kennzeichen: pinselförmige Enden, ungleiche Fär
bung, Einmengung fremder Fasern, auf kleinstem Raum zu finden.
Wird die ungleiche Färbung vermifst, so kann egalisierte Kunstwolle
vorliegen. Man unterwerfe alsdann verdächtige Fäden abwechselndem
Ausziehen mit Salzsäure und Alkali (56) und der Reduktion mit
Zinn und Salzsäure (57) und verfolge in kurzen Zwischenzeiten die
Wirkung dieser Entfärbungsmittel bei 40—60facher Vergröfserung.
Oft kommt hierbei die ursprüngliche bunte Farbenmischung in ab-
geblafstem Zustande wieder zum Vorschein. Ein abgekürztes Ver
fahren, welches in vielen Fällen ein Gemenge von Shoddyfasern und
Scherwolle liefert, beruht auf dem Stäuben kurzfasriger Stoffe bei
der Bearbeitung mit einer steifen Bürste. Eine steife Zahnbürste ist
ganz zweckmäfsig, und man kann dieselbe wiederholt gebrauchen, wenn
man sich zwischen den Versuchen von ihrer Reinheit überzeugt. Dies
geschieht, indem man damit nach verschiedenen Richtungen über die
Spitzen eines reinen Kammes bürstet und etwaigen Staub auf Glas
od^r weifsem Papier auf fängt und untersucht. Die Stoffproben legt
??ihn über den Zeigefinger der linken Hand und bürstet unter mäfsigem
Druck über einer Glasplatte oder einem Blatt Papier. Scherwolle
wird man von beiden Seiten, Shoddy wird man hauptsächlich von
der Unterseite erhalten. Gutes Tuch giebt kaum 0,5 Proz. kurzer
Fasern, beide Seiten zusammen genommen. Durch Klopfen und
Schütteln kann man machen, dafs die langen Abfälle sich zu losen
Flocken ballen, welche man vorläufig beiseite legt. Den Staub,
welcher sich an das Glas oder Papier gehängt hat, streift man mit
einem Kartonstückchen ab und überträgt ihn behufs weiterer Unter-