Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

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Frontansicht. 
Schnitt s' mit der nach unten verlängerten Achse und aus s' Strahlen 
nach den Teilpunkten des Kreises mit dem Durchmesser c d, so wird 
dadurch auch der unterste Parallelkreis in die betreffende Anzahl 
gleicher Teile geteilt. 
Nunmehr können die Meridiane in stetigem Zuge durch die er 
haltenen Teilpunkte und durch den Achsenpunkt g derart eingezeichnet 
werden, daß sie sich den durch g gezogenen horizontalen Tangenten, 
die in den betreffenden Meridianebenen liegen, anschmiegen und den 
bereits gezeichneten Umriß in je einem Punkte berühren. Jede der 
horizontalen Tangenten kann dadurch konstruiert werden, daß man 
einen ihr parallelen Kreisdurchmesser verlängert, bis er die Horizont 
linie in F schneidet. F ist dann auch der Fluchtpunkt der Tangente 
(vgl. Satz 4, S. 28). 
In Fig. 162 sind die ganzen Meridiane der Rundform eingezeichnet. 
Würde es sich nur um die Konstruktion des sichtbaren Teiles der 
vorderen Halbmeridiane handeln, so müßten diese doch bis zum Achsen 
punkte g skizziert werden, damit sich ihre Berührungspunkte mit der 
Kontur richtig ergeben. 
§ 25. Betrachtung über die ästhetische Wirkung 
des perspektivischen Bildes. 
Häufig machen die nach der Glastafel-Theorie konstruierten 
Bilder von krummen Flächen einen verzerrten Eindruck, der desto 
stärker ist, je weiter die krumme Fläche vom Hauptpunkt entfernt ist. 
So z. B. ist das konstruierte Bild einer Kugel — ausgenommen in dem 
einen Falle, in dem das Bild ihres Mittelpunktes in den Hauptpunkt 
fällt — immer eine Ellipse (vgl. S. 117), während wir doch gewohnt sind, 
eine Kugel als Kreis zu sehen, ganz einerlei, wo sie sich auch befinden 
mag. Ebenso würde sich eine Reihe gleich dicker kreiszylindrischer 
Säulen in Frontansicht so abbilden, daß die Bilder der einzelnen 
Säulenschäfte um so breiter werden, je größer ihr Abstand vom 
Hauptpunkt ist, was unserem natürlichen Sehen gleichfalls durch 
aus widerspricht. Solche Verzerrungen auf einem nach der Glas 
tafeltheorie konstruierten Bilde rühren daher, daß die Bildebene von 
den Sehstrahlen um so schiefer geschnitten wird, je weiter dieselben vom 
Hauptpunkt entfernt sind, während das Auge bei direktem Sehen 
(Fixieren) die Gegenstände auf die senkrecht zur Blickrichtung gestellte 
Netzhaut projiziert, was auf dasselbe hinausläuft, als hätte man die 
jeweilige Blickrichtung zu einem jedesmal neuen Hauptstrahle gewählt, 
also für jede Blickrichtung eine neue Bildebene benützt. 
Die Verzerrungen sind übrigens nur dadurch dem Auge des Be 
schauers sichtbar, daß er nicht ohne weiteres beim Ansehen eines 
Staffeleibildes sein Auge in den bei der Konstruktion des Bildes benützten 
Augpunkt bringt (vgl. § 2). Ist dieses aber der Fall, so heben sich die
	        
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