122
Frontansicht.
Schnitt s' mit der nach unten verlängerten Achse und aus s' Strahlen
nach den Teilpunkten des Kreises mit dem Durchmesser c d, so wird
dadurch auch der unterste Parallelkreis in die betreffende Anzahl
gleicher Teile geteilt.
Nunmehr können die Meridiane in stetigem Zuge durch die er
haltenen Teilpunkte und durch den Achsenpunkt g derart eingezeichnet
werden, daß sie sich den durch g gezogenen horizontalen Tangenten,
die in den betreffenden Meridianebenen liegen, anschmiegen und den
bereits gezeichneten Umriß in je einem Punkte berühren. Jede der
horizontalen Tangenten kann dadurch konstruiert werden, daß man
einen ihr parallelen Kreisdurchmesser verlängert, bis er die Horizont
linie in F schneidet. F ist dann auch der Fluchtpunkt der Tangente
(vgl. Satz 4, S. 28).
In Fig. 162 sind die ganzen Meridiane der Rundform eingezeichnet.
Würde es sich nur um die Konstruktion des sichtbaren Teiles der
vorderen Halbmeridiane handeln, so müßten diese doch bis zum Achsen
punkte g skizziert werden, damit sich ihre Berührungspunkte mit der
Kontur richtig ergeben.
§ 25. Betrachtung über die ästhetische Wirkung
des perspektivischen Bildes.
Häufig machen die nach der Glastafel-Theorie konstruierten
Bilder von krummen Flächen einen verzerrten Eindruck, der desto
stärker ist, je weiter die krumme Fläche vom Hauptpunkt entfernt ist.
So z. B. ist das konstruierte Bild einer Kugel — ausgenommen in dem
einen Falle, in dem das Bild ihres Mittelpunktes in den Hauptpunkt
fällt — immer eine Ellipse (vgl. S. 117), während wir doch gewohnt sind,
eine Kugel als Kreis zu sehen, ganz einerlei, wo sie sich auch befinden
mag. Ebenso würde sich eine Reihe gleich dicker kreiszylindrischer
Säulen in Frontansicht so abbilden, daß die Bilder der einzelnen
Säulenschäfte um so breiter werden, je größer ihr Abstand vom
Hauptpunkt ist, was unserem natürlichen Sehen gleichfalls durch
aus widerspricht. Solche Verzerrungen auf einem nach der Glas
tafeltheorie konstruierten Bilde rühren daher, daß die Bildebene von
den Sehstrahlen um so schiefer geschnitten wird, je weiter dieselben vom
Hauptpunkt entfernt sind, während das Auge bei direktem Sehen
(Fixieren) die Gegenstände auf die senkrecht zur Blickrichtung gestellte
Netzhaut projiziert, was auf dasselbe hinausläuft, als hätte man die
jeweilige Blickrichtung zu einem jedesmal neuen Hauptstrahle gewählt,
also für jede Blickrichtung eine neue Bildebene benützt.
Die Verzerrungen sind übrigens nur dadurch dem Auge des Be
schauers sichtbar, daß er nicht ohne weiteres beim Ansehen eines
Staffeleibildes sein Auge in den bei der Konstruktion des Bildes benützten
Augpunkt bringt (vgl. § 2). Ist dieses aber der Fall, so heben sich die