§ 30. Das Teilen und das wiederholte Abtragen von Strecken. 159
heranzuziehen; man kann statt seiner auch einen beliebigen auf der
Horizontlinie liegenden Fluchtpunkt verwenden.
Die rein geometrische Konstruktion der Teilung einer Strecke a b
(Fig. 211) in eine bestimmte Anzahl gleicher Teile — z. B. in 3 —
geschieht bekanntlich (vgl. Vorbem. B. 43)
so, daß man durch den einen Endpunkt a
eine beliebige Linie a l zieht, auf ihr drei
gleiche Strecken von beliebiger Länge a 1 —
12 — 23 abträgt, den Endpunkt 3 mit b
verbindet und durch die Punkte 1 und 2
Parallelen zu der Verbindungslinie zieht, welche die Linie a b in den
verlangten Teilpunkten schneiden.
Dieselbe Konstruktion kann nun auch direkt perspektivisch aus
geführt werden. Dabei wird man die Linie a l, die an und für sich ganz
beliebig gewählt werden kann, so annehmen, daß sich die drei gleichen
Strecken a 1, 12, 2 3 auch im Bilde als gleich darstellen. Dies ist der
Fall, wenn man sl in der Breitenrichtung wählt.
Man zieht also durch a die Breitenlinie a l (Fig. 212), trägt auf ihr
drei gleiche Strecken von beliebiger Länge ci 1 — 12 — 23 ab, zieht 3 b
und durch die Punkte 1 und 2 perspek
tivische Parallellinien zu 3 b. Da sowohl
ab, als a3 in natura horizontal sind, so sind
auch 3 b und die zu 3 b Parallelen horizontal;
daher muß ihr Fluchtpunkt T auf der Hori-
zontlinie liegen. Man verlängert also die
Linie 3 b, bis sie die Horizontlinie in T
schneidet, zieht T1 und T 2, so durch-
schneiden diese die Strecke a b in den ver
langten Teilpunkten.
Je nachdem man die drei gleichen
Strecken a 1, 12, 2 3 größer oder kleiner
wählt, wird man eine entsprechend andere
Lage des Fluchtpunktes T erhalten. Die Schnittpunkte der von T ge
zogenen Strahlen mit a b sind aber stets die gleichen. Würden die
drei gleichen Strecken zufällig so gewählt, daß a 3 gleich der wahren
Länge von a b wäre, so würde der Punkt T mit dem Meßpunkt zu
sammenfallen ; die wahre Gestalt des Dreiecks 3 ab wäre dann gleich
schenklig.
Man bezeichnet einen solchen Fluchtpunkt T, der zum Teilen einer
Strecke benützt wird, als „T e i 1 u n g s p u n k t“ *) und die von ihm
ausgehenden Linien als „Teilungsstrahle n“. —
Ganz in derselben Weise wie das Teilen erfolgt auch das wieder
Fig. 211.
*) Man beachte den Unterschied zwischen „Teilpunkt“ und „Teilungs
punkt“. — Die Benennung „Teilungspunkt“ wird häufig auch für den Meß
punkt gebraucht und dieser dann durch die Bezeichnung Haupt-Teilungs
punkt von den willkürlichen Teilungspunkten unterschieden.