Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

§ 31. Verfahren beim Hinausfallen eines Fluchtpunktes. 
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2) Ein Instrument, mittels dessen man ebenfalls leicht Linien nach 
einem unzugänglichen Fluchtpunkt F ziehen kann, ist eines der beiden 
„Schiebdreieck e“, und zwar eignet sich dazu am besten das 
ungleichschenklige. Seine Anwendung geschieht folgender 
maßen : 
Wir wollen vorläufig annehmen, das Schiebdreieck bestände nicht 
aus Holz, sondern aus dünnem Blech. Seine drei Ecken bezeichnen wir 
mit den Buchstaben hi k (Fig. 237). 
F sei ein auf dem Horizont liegender Fluchtpunkt. Legen wir 
das Dreieck mit der Kathete Jci so an die Horizontlinie an (Fig. 238), 
daß der Punkt i des Dreiecks mit dem Punkt F der Horizontlinie 
zusammenfällt, und drehen vir dann das Dreieck um ki als Achse, 
so beschreiben alle Punkte der Hypotenuse h i Kreisbogen, deren Mittel 
punkte sich auf der Horizontlinie befinden. 
Tst x ein auf dem Zeichenblatte liegender Punkt, und soll durch 
ihn eine Linie zum Fluchtpunkt F gezogen werden, so dreht man mit 
der linken Hand das Dreieck um k i, bis der Punkt x des Zeichenblattes 
hart neben der Hypotenuse erscheint, hält das Dreieck in dieser Stellung 
fest und markiert mit der rechten Hand — ohne dabei das Auge zu ver 
rücken — ebenfalls hart neben der Hypotenuse einen zweiten Punkt x'. 
Durch x und x' läßt sich nun die verlangte Gerade nach F ziehen, indem 
man jetzt hierbei das Schiebdreieck wieder als Lineal benützt. 
Auf diese Weise kann man beliebig viele Linien durch F ziehen. 
Nur ist bei dem Verfahren die peinlichste Sorgfalt zu beobachten: Es 
muß die Spitze i des Dreiecks stets genau in F einsetzen. Ferner müssen 
die Punkte x und x' beim Visieren beide scharf an der Hypotenuse 
liegend sichtbar sein. (Zum Markieren von x' benütze man nur einen 
Bleistift mit langer dünner Spitze!) — 
Statt zu sagen: der Punkt i muß in F einsetzen, kann man auch 
sagen: der Punkt k oder irgendein beliebiger Punkt y der Kathete k i 
muß in einem bestimmten Punkt 0 der Horizontlinie einsetzen, dessen 
Entfernung von F = ki, bezw. = y i ist. 
Da man in F den Kathetenpunkt i nicht einsetzen kann, wenn F 
unzugänglich ist, so setzt man in einem Horizontpunkt 0 den ent 
sprechenden Kathetenpunkt y ein. Letzterer kann auf der Kathete 
Auge 
Fig. 237. 
Fig. 238.
	        
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