Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

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Schrägansicht. 
Als Beispiel betrachte man wieder das Treppenmotiv (Fig. 247). 
Es ist in Frontansicht gezeichnet. Die Grundrißprojektion a b der 
schiefen Kante A B läuft in der Tiefenrichtung, flieht also nach dem 
Hauptpunkt. 
Die schiefen Kanten steigen von vorne nach hinten. Daher muß 
ihr Fluchtpunkt F vertikal über dem Hauptpunkte liegen. 
Man kann nun bei der Ausführung eines praktischen Beispiels, 
wie des Treppenmotivs, in der Art verfahren, daß man von den ver 
schiedenen schiefen Parallellinien zunächst eine, 
z. B .AB, in Perspektive setzt, (indem man 
das Bild ihres Grundrisses a b konstruiert und 
in den Punkten a und b die Höhen perspek 
tivisch aufträgt). Errichtet man dann im 
Fluchtpunkt von ab eine Vertikale, welche 
die Verlängerung von A B in F schneidet, so 
ist F der Fluchtpunkt der Schiefen (Fig. 250). 
Von den übrigen schiefen Parallellinien braucht 
dann immer nur ein Punkt aus Grundriß und 
Höhe ermittelt zu werden, der dann sofort 
mit F verbunden wird. — 
Man kann aber auch den Fluchtpunkt 
einer schiefen Geraden direkt konstruieren, 
wenn die Richtung ihrer Grundrißprojektion und der Winkel w, unter 
dem die schiefe Gerade gegen die horizontale Bodenebene geneigt ist, 
gegeben sind. 
Dieser „Neigungswinkel“ wird gemessen durch den Winkel, 
den die Gerade mit ihrer Grundrißprojek 
tion bildet. — Um ihn zur Darstellung zu 
bringen, kann man entweder die Gerade A B 
und ihre Grundrißprojektion verlängern, bis 
sie sich in S schneiden (Fig. 251), oder man 
kann durch den niedriger liegenden End 
punkt eine Parallele zur Grundrißprojektion 
ziehen; diese bildet dann mit der Geraden 
ebenfalls den Winkel w. 
Betrachtet man nun wieder die Figuren 248 und 249 auf S. 177, 
so erkennt man, daß in beiden Figuren der Winkel, den die zwei Parallel 
strahlen 0 F und 0 / einschließen, ebenfalls = w ist. Denn die Parallel 
strahlen sind parallel zu A B und a b. 
Das Dreieck 0 f F ist in natura rechtwinklig, mit rechtem Winkel 
bei /. Denkt man sich dasselbe gedreht um die Kathete / F (Fig. 252 a), 
bis es in die Bildebene zu liegen kommt, so fällt die andere Kathete 0 f 
in die Horizontlinie, und das Dreieck erscheint dann in wahrer Gestalt, 
wie Fig. 252 b veranschaulicht. In dieser ist auch der herabgeschlagene 
Augpunkt und der herabgeschlagene Parallelstrahl 0 f eingezeichnet. — 
Nun erhält man (nach Satz 10, S. 138) den dem Fluchtpunkt / 
zugehörigen Meßpunkt m dadurch, daß man auf der Horizontlinie die 
B 
F 
a 
Fig. 250.
	        
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