B. Soimeiibeleuclitung.
§ 50. Allgemeines über Sonnenbeleuclitung.
Wäre die Sonne unendlich weit von uns entfernt, so würde sie uns
als Punkt erscheinen, wie etwa ein Fixstern; die Lichtstrahlen würden
dann von einem unendlich fernen Punkt ausstrahlen und daher
genau parallel zu uns kommen. Dies ist nun nicht der Fall; die Sonne
erscheint uns nicht als Punkt, sondern als Scheibe. Sie ist also nicht
unendlich weit, sondern nur sehr weit entfernt. Die von den einzelnen
Punkten der Sonnenscheibe ausgehenden Strahlen kommen demnach
nicht genau parallel, sondern nur nahezu parallel zu uns.
Dieser Umstand gibt ganz ebenso wie bei der Kerzenbeleuchtung
(§ 44, S. 274) zu Halbschatten Veranlassung, die bei Sonnenschatten
in der Natur deutlich wahrnehmbar sind. Wir können diese aber im
Bilde vernachlässigen, sobald das Bild in stärkerer Verjüngung gehalten
ist, da dann die Breite der Halbschatten im Bilde so gering wird, daß
man ihnen durch weiche Konturen der Schatten Rechnung tragen
kann.
Bei der Konstruktion der Schatten kommt diese Vernachlässigung
darauf hinaus, daß man die Sonnenstrahlen nicht bloß nahezu parallel,
sondern genau parallel annimmt, daß man also annimmt,
sie strahlen von einem unendlich fernen Punkt aus.
Dieser wird in den Mittelpunkt der Sonnenscheibe verlegt, ganz ebenso
wie man bei künstlicher Beleuchtung an Stelle der Kerzenflamme
einen Lichtpunkt setzt, den man im Mittelpunkte der Kerzenflamme
annimmt.
Die Sonnenbeleuchtung ist demnach prinzipiell nicht verschieden
von der Kerzenbeleuchtung. Es tritt nur die Besonderheit ein, daß der
Lichtpunkt jetzt im Unendlichen hegt. Diese Be
sonderheit bringt aber für die Konstruktion der Sonnenschatten nur
unwesentliche Modifikationen gegenüber den Schatten bei Kerzen
beleuchtung.
Wir nehmen im folgenden an, die Richtung der parallelen Sonnen
strahlen sei gegeben durch eine Richtungslinie, die wir mit S be
zeichnen.
Ist dann A ein materieller Punkt (Fig. 404), so erhält
man den Schlagschatten a, den dieser auf eine Auffangsfläche wirft,
Hauck, Lehrbuch