Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

§ 51. Die Hauptsätze über die Schatten von geraden Linien. 309 
auf eine horizontale Auffangsebene ist parallel 
zur Grundrißprojektion der Lichtrichtung. 
Da dies für alle vertikalen Linien gilt, so folgt weiter, daß die 
Schlagschatten aller Vertikalen unter sich parallel sind (Fig. 411). 
Bei der Kerzenbeleuch 
tung ergab sich dagegen, daß 
die Schlagschatten einer größeren 
Anzahl von vertikalen Linien so 
verlaufen, daß sie alle von einem 
Punkt, dem ,,Lichtfußpunkt“, 
auszustrahlen scheinen (vergl. 
S. 277). 
Es ist wohl zu beachten, 
daß der obige auf Sonnenbe 
leuchtung bezügliche Satz nicht einen Gegensatz zu dem eben 
genannten auf Kerzenbeleuchtung bezüglichen, sondern nur einen 
speziellen Fall desselben vorstellt. Bei Sonnenbeleuchtung 
ist nämlich der Lichtpunkt, von dem die parallelen Lichtstrahlen 
ausgehen, in unendlicher Entfernung, daher ist auch der Lichtfuß 
punkt unendlich weit entfernt. Die Schlagschatten der vertikalen 
Linien müssen von diesem unendlich entfernten Punkt ausstrahlen, 
das heißt, sie müssen zueinander parallel sein. 
Das Gesagte gilt übrigens nicht bloß für vertikale Linien und eine 
horizontale Auffangsfläche, sondern ganz allgemein für parallele Linien 
und eine beliebige Auffangsfläche. 
Hat man eine Reihe von parallelen Linien a A, b B, c C, welche 
in a, b, c auf der Auffangsebene aufstehen, und zieht man bei Kerzen 
beleuchtung (Fig. 412) durch den Lichtpunkt £ eine Parallele zu den 
Linien, welche die Auffangsebene in I schneidet, so müssen die Schlag 
schatten in ihrer Rückverlängerung alle durch den Punkt I gehen (vgl. 
die Schlußbemerkung von § 45, S. 277). 
Bei Sonnenbeleuchtung fällt sowohl der Punkt £, als auch der 
Punkt I in unendliche Entfernung, und es müssen daher die Schlag 
schatten alle unter sich parallel sein (Fig. 413).
	        
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