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Sonnenbeleuchtung.
strahlen durch Brechung und Reflexion in den einzelnen Wassertropfen
in ganz bestimmter Weise in das Auge des Beschauers gelangen.
Ein aus dem Mittelpunkte der Sonne durch den Mittelpunkt des
kreisförmig erscheinenden Bogens gezogener Lichtstrahl geht
stets auch durch das Auge des Beschauers und bildet die Achse eines
senkrechten Kreiskegels, dessen Spitze in dem Auge liegt, und dessen
Mantellinien diejenigen Lichtstrahlen bilden, die aus der Richtung des
geschauten Bogens in das Auge des Beschauers fallen. Der Winkel, den
diese Lichtstrahlen mit der Kegelachse bilden, beträgt etwa 41°.
Würden wir nun nach unserer Glastafel-Theorie einen Regen
bogen abbilden wollen, so müßten wir den Strahlenkegel zum Schnitt
mit der Bildebene bringen.
Bildebene
Lichtstrahl
Fig. 439.
Der Kegel wird von
der Bildebene in einem
Kreise geschnitten,
wenn seine Achse senk
recht zu ihr steht (siehe
Auf- und Seitenriß in
Fig. 438 a). Dann fällt der
durch das Auge gehende,
die Kegelachse bildende
Lichtstrahl — der Pa
rallelstrahl OS — mit
dem Hauptstrahl OH zu
sammen, und folglich fal
len der Mittelpunkt des
Bogens und der Fluchtpunkt £ für die Sonnenstrahlen in den Haupt
punkt H. Bei dieser senkrechten Stellung der Kegelachse zur Bildebene
ist die hinter dem Beschauer stehende Sonne gerade zur Hälfte unter den
Horizont hinabgesunken; der Regenbogen erscheint über dem Horizont
als vollkommener Halbkreis.
Diese spezielle Stellung des Regenbogens kann jedoch für ein Bild,
in dessen ungefährer Mitte der Hauptpunkt liegt, gar nicht in Betracht
kommen, weil dabei, wie wir gleich sehen werden, der Bogen über den
Bildrahmen hinausfällt; abgesehen davon dürfte sie aber auch aus