Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

§10. Erstes Übungsbeispiel (Tafel I). 
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Am Schlüsse des vorigen Paragraphen wurden auf den Boden 
eines Zimmers die von Möbelstücken bedeckten Flächen perspektivisch 
eingezeichnet. Nunmehr ist es auch möglich, die Möbel selbst dar 
zustellen, indem man in den verschiedenen Punkten der Bodenfläche 
je eine Höhenkante errichtet, deren Bildgröße auf dem durch ihren 
Fußpunkt gehenden Breitenmaßstab abgemessen wird. 
Es ist übrigens nicht nötig, jede einzelne obere Ecke eines Möbel 
stückes durch Aufträgen der Höhe direkt zu bestimmen. Man kann viel 
fach eine Höhe von einer Höhenkante auf 
eine andere durch eine Breitenlinie oder 
Tiefenlinie übertragen. 
Steht z. B. auf der Grundfläche ab c d 
(Fig. 28) ein Quader — das ist ein Körper, 
der von 6 Rechtecken begrenzt wird — auf, 
so braucht man die Höhen nicht für alle 
vier Ecken, sondern nur für eine Ecke, 
z. B. für die Ecke a, abzumessen. Ist in a 
die Höhe aa' aufgetragen, so wird diese 
durch eine Breitenlinie nach bb' und durch 
eine Tiefenlinie nach dd' übertragen. Zieht man schließlich die Breiten 
linie durch d' und die Tiefenlinie durch b', so erhält man in deren 
Schnittpunkt die vierte Ecke c'. 
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Fig. 28. 
§ 10. Erstes Übungsbeispiel (Tafel I). 
Frontansicht. 
Bildet man einen auf der horizontalen Bodenebene aufstehenden 
Quader so ab, daß die Bildebene parallel zu einer Seitenwand des Quaders 
gestellt wird, daß also diese Wand sich in Frontstellung befindet, so 
bezeichnet man das entstehende Bild als eine „Frontansicht“. 
Nimmt man die Bildebene so an, daß sie zu allen vier Wänden 
des Quaders schräg steht, so bezeichnet man das Bild als ,,S chräg- 
an sicht“ oder „Eckansicht“. 
Alle technischen Gegenstände, wie Bauwerke, Innenräume, Möbel 
stücke usw., zeigen drei zueinander senkrechte Richtungen ihrer Kanten 
(eine vertikale und zwei horizontale) und drei zueinander senkrechte 
Stellungen der Flächen (zwei vertikale und eine horizontale) mehr oder 
weniger scharf ausgeprägt, wie dies am Quader am deutlichsten zu Tage 
tritt. Man nennt daher allgemein die Abbildung eines solchen Objektes 
eine Frontansicht, wenn die Bildebene parallel mit einer der 
vertikalen Hauptflächen angenommen ist, — eine Schrägansicht 
oder Eckansicht, wenn die Bildebene in schräger Stellung 
gewählt ist. 
Als erstes größeres Beispiel für eine Frontansicht soll das Bild 
eines Zimmers mit eingestellten Möbelstücken gezeichnet
	        
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