Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

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Frontansicht. 
ein Turmdach, dessen 4 Kanten Kurven und dessen Oberflächen 
daher krumme Flächen wären. Ist es nun von vornherein Absicht, 
ein Dach mit kurvierten Kanten darzustellen (das Dach möge ein 
wärts geschweift oder zwiebelförmig ausgebaucht sein), so zeichnet 
man zunächst eine der kurvierten Dachkanten nach Gefallen ein. 
Dann markiert man auf ihr verschiedene Punkte, verbindet diese 
geradlinig, konstruiert nun die noch fehlenden Dachkanten eben 
falls geradlinig-gebrochen hinzu (indem man, bei dem untersten Knick 
punkte beginnend, Punkt für Punkt sucht) und zeichnet zuletzt die 
Kurven in stetigen Zügen durch die Knickpunkte ein. 
§ 19. Bemerkungen über die Augdistanz. 
Die Betrachtung über die Teildistanzpunkte gibt einen wertvollen 
Einblick in den Einfluß, den die Wahl der Augdistanz auf die Gestaltung 
des Bildes in Beziehung zur wahren Gestalt des Objektes hat. 
Ein Schluß aus der Gestalt des Bildes auf die Gestalt des Objektes 
in natura ist nur möglich, wenn die Augdistanz bekannt ist. 
Hat man z. B. die Frontansicht eines Innenraums, in welchem 
ab cd der rechteckige Boden ist (Fig. 94), 
und schneidet die Diagonale a c die Horizont 
linie in so würde ab cd ein Quadrat vor 
stellen, wenn SD der rechte Distanzpunkt 
wäre. Wäre aber SD der halbe Distanz 
punkt oder der Drittels-Distanzpunkt, so 
würde ab cd ein Rechteck vorstellen, dessen 
Tiefenseite 2 mal, bzw. 3 mal so groß wäre 
wie die Breitenseite. Läge ferner der 
Distanzpunkt noch näher an H, z. B. in der 
halben Entfernung II SD, so wäre ab c d ein 
Rechteck, dessen Tiefenseite halb so groß wäre wie die Breitenseite. 
Umgekehrt erkennt man, wie die Bildform eines bestimmten, sich 
stets gleich bleibenden Objektes sich ändert, wenn die Augdistanz ver 
größert oder verkleinert wird. 
Liegt z. B. wieder der quadratische Fußboden ab c d vor, so 
wird der Punkt c, je kleiner die Augdistanz ist, desto näher bei H liegen, 
und desto kleiner wird dann die 
hintere Quadratseite cd werden. 
Also je kleiner die Augdistanz, 
desto stärker die Verjüngung. 
Ist die Augdistanz gleich 
der einfachen Bildbreite (Fig. 95), 
so rückt die Linie c d gerade in 
die Mitte zwischen die untere 
Bildkante und die Horizontlinie. 
(Denn die Dreiecke ab c und 
Fig. 95.
	        
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