Ueber die rechtwinklige Projektion von Pyramiden und Prismen.
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B) Ueber die rechtwinklige Projektion von Pyramiden nnd Prismen.
a) Ueber den Begriff einer „Pyramide“ und eines „Primas“, sowie die für die
Herstellung der Projektionen dieser Körper wichtigsten Eigenschaften derselben.
Frage 9. Was versteht man im allgemei
nen unter einer Pyramide?
Erkl. 26. Eine Pyramide besitzt im ganzen
2 . n Kanten, nämlich n Seiten- und n Gruiul-
kanten. Sämtliche Seitenkanten haben den
Punkt s — die Spitze der Pyramide —
gemeinsam. Eine Pyramide von n Seitenkanten
soll für die Folge durchweg eine v s e i t i g e
Pyramide genannt werden.
Figur IG.
Antwort. Zieht man von einem Punkte s
aus, siehe Figur 16, n Gerade und legt durch
je zwei aufeinanderfolgende Gerade Ebenen,
so entsteht eine Gesamtheit von n Ebenen,
welche eine nseitige körperliche Ecke
— ein n-Kant — einschliessen. Eine
weitere nicht durch s gehende Ebene schnei
det die ebengenannten n Ebenen nach den
Seiten eines w-Ecks, welches im Verein
mit den übrigen n Ebenen einen von allen
Seiten begrenzten Körper einschliesst, der
Pyramide heisst. Dabei bezeichnet man
das n-Eck als die Grundfläche, die übrigen
ßegrenzungsebenen als die Seitenflächen
der Pyramide. Die sämtlichen Seitenflächen
bilden den Pyramidenmantel. Je zwei
Seitenflächen schneiden sich nach einer Sei
tenkante oder Mantellinie; jede Seiten
fläche hat mit der Grundfläche eine Grund
kante gemein. Breitet man die sämt
lichen Begrenzungsflächen einer Py
ramide in eine Ebene, entweder in eine
Seitenfläche oder in die Grundfläche aus,
so bilden die sämtlichen nunmehr in einer
Ebene liegenden Begrenzungsflächen das Netz
der Pyram ide.
Ist die Grundfläche der Pyramide ein re
guläres (regelmässiges) Vieleck und liegt
die Spitze in der durch den Grundflächen
mittelpunkt zur Grundfläche gezoge
nen Senkrechten, so heisst die Pyramide
selbst regulär oder regelmässig.
Frage 10- Wie viele Bestimmungs-
stiicke sind zur Darstellung derPro-
jektionen einer nseitigen Pyramide
erforderlich ?
Erkl. 27. Soll ein n Kant bestimmt sein, so
können, wie man sich leicht überzeugt n — 1
Seitenwinkel (Winkel von je zwei aufeinander
folgenden Kanten), sowie n — 2 Flächenwinkel
(Winkel zweier aufeinander folgenden Seiten
flächen) beliebig gewählt werden, d. h. es sind zur
Zeichnung eines n Kantes v —1 + ?2 — 2 = 2. n — 3
Bestimmungsstücke erforderlich.
Antwort. Zur Darstellung einer n seifigen
Pyramide sind zufolge der Beziehung 19,
siehe Erkl. 25, 2 . n Stücke notwendig.
Kennt man die Grundfläche, so ersetzt
dieselbe 2 . n— 3 Stücke, so dass zur
Bestimmung der Pyramidenspitze noch drei
Stücke erübrigen. Ist dagegen die körper
liche nseitige Ecke bekannt, so sind hie
durch gleichfalls 2.n—3 Stücke, siehe
Erkl. 27, ersetzt, so dass zur Bestimmung
der Grundfläche ebenfalls, wie auch not
wendig, drei Stücke erübrigen.