Zusammenhang zwischen d. Punkten einer Raumgrösse u. deren centralen Projektionen. 113
Frage 63. Besteht zwischen den in den
Erkl. 107 bis 109 genannten Gebilden: Ebenes
System, Bündel und räumliches System
gleichfalls eine projektive Beziehung
und welche?
Erkl. 110. Nimmt man den ganzen un
endlichen Raum als geometrische Raum
grösse, welche man ein räumliches System
nennen kann, so lässt sich das räumliche
System auffassen als der Inbegriff sämtlicher
ebenen Systeme, bezw. Bündel, d. h.
sämtlicher Punkte, Geraden und Ebenen
des Raumes. Jeder Punkt des Raumes ist
Mittelpunkt eines Bündels, jede Ge
rade ist Träger einer Punktreihe
oder Achse eines Ebenenbüschels,
jede Ebene Träger eines ebenen
Systeme s.
Erkl. 111. Die in der vorhergehenden Erkl.
genannten sechs Gebilde :Punktreihe,Strahl
büsch el,Ebenenbüsch el,ebenesSystem,
Strahlen - oderEbenenbündel, räumliches
System heissen die sechs Grundgebilde
der Geometrie.
Man bezeichnet dabei die Grundgebilde:
Punktreihe, Strahlbüschel und Ebenen
büschel als Grundgebilde der ersten
Stufe; die Grundgebilde: Ebenenbüschel
und Ebenenbündel oder Strahlenbündel
als Grundgebilde der zweiten Stufe,
endlich das räumliche System das Grund
gebilde der dritten Stufe.
Die drei ersten Gebilde, d. h. die Grund
gebilde der ersten Stufe besitzen als
Elemente lediglich: Punkt, Gerade und
Ebene, die Grundgebilde der zweiten
Stufe besitzen als Elemente nicht nur die
eben genannten Raumgrössen, sondern
auch noch die Punktreihe ufld das Strahl
büschel. Das Grundgebilde der dritten
Stufe endlich besitzt als Elemente nicht
nur Punkte, Geraden und Ebenen, sondern
auch die Grundgebilde der ersten und
der zweiten Stufe.
Antwort. In gleicher Weise wie man
Punktreihe, Strahlbüscliel und Ebenen
büschel projektiv auf einander beziehen
kann, lässt sich dies auch mit den in Frage 63
genannten Gebilden vornehmen. So kann man
z. B. ein Strahlenbündel durch mehrere
nicht durch dessen Mittelpunkt gehenden
Ebenen schneiden und erhält hierdurch in
jeder Schnittebene ein ebenes System und
diese Systeme stehen in der Beziehung zu ein
ander, dass jedem Punkte des einen Systems
ein Punkt, jeder Punktreihe wieder eine
Punktreihe, jeder Geraden wieder eine
Gerade, endlich jedem Strahlbüschel
wieder ein Strahlbüschel projektiv in
perspektivischer Lage d. h. centrisch-col-
linear in jedem Systeme entspricht. Zwei
oder mehrere in dieser Weise aufeinander
bezogene ebene Systeme nennt man pro
jektiv in perspektivischer Lage oder
auch centrisch-collinear. Lässt man
den projektiven Zusammenhang zwischen
den ebenen Systemen bestehen, dreht sie
aber beliebig im Raume, so bleiben die
Systeme projektiv, oder collinear, be
finden sich aber nunmehr in allgemeiner
Lage. Desgleichen ist auch das proji
zierende Bündel projektiv auf das
ebene System bezogen, denn jedem Strahle
des Bündels entspricht ein Punkt, jedem
Strahlbüschel eine Punkt reihe, jeder
Ebene eine Gerade, jedem Ebenen
büschel ein Strahlbüschel projektiv
in perspektiver Lage oder centrisch-
collinear im ebenen System.
Lässt man den genannten projektiven
Zusammenhang ungeändert, dreht aber das
ebene System oder das Bündel oder
beide zugleich beliebig gegeneinander, so
bleiben die genannten Gebilde projektiv
oder collinear, befinden sich aber nunmehr
in allgemeiner Lage.
Verbindet man ein ebenes System mit
zweien nicht in der Ebene des Systemes
befindlichen Punkten, so erhält man
zwei Strahlenbüschel derart, dass jedem
Strahle des einen Bündels wieder ein
Strahl, jedem Strahlbüschel wieder ein
Strahlbüsch el, endlich jedem Ebenen
büschel wieder ein Ebenenbüschel pro
jektiv in perspektivischer Lage ent
spricht. Zwei derart auf einander bezogene
Strahlbündel heissen dann selbst pro
jektiv in perspektivischer Lage.
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Yonderlinn, Das Projohtionszeiclmen. III. Teil.