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Ueber die Centralprojektion.
Lässt man den projektiven Zusammen
hang bestehen, dreht aber sonst die beiden
Bündel beliebig gegeneinander, so erhält
man zwei projektive Bündel in all
gemeiner Lage oder zwei collineare
Bündel.
Verbindet man endlich ein räumliches
System mit einem beliebigen Punkt o des
selben Raumes durch ein Strahlenbündel,
schneidet letzteres durch eine Ebene E, so
kann man ein zweites räumliches System
sich derart denken, dass letzteres mit dem
Punkte o verbunden das nämliche Strahlen
bündel liefert und die Ebene E nach dem
nämlichen ebenen System schneidet;
es entspricht dann jedem Punkte des einen
räumlichen Systemes ein Punkt des
anderen, gelegen auf demselben Strahle
des Bündels, jeder Geraden wieder eine
Gerade, welche sich im nämlichen Punkte
von E schneiden, jeder Ebene wieder eine
Ebene, welche die nämliche Gerade aufE
gemein haben; endlich entspricht jeder Punkt
reihe im einen System eine Punkt
reihe im anderen, jedem Strahlbüschel
ein Strahlbüschel, jedem Ebenen-
b ü s c h e 1 ein Ebenenbüschel, jedem
Bündel wieder ein Bündel. Entspre
chende Punktreihen, Strahlbüschel,
Ebenenbüschel, Ebenenbündel liegen
perspektivisch zu einer bestimmten
Punktreihe, einem bestimmten Strahlen
büschel oder einem ebenen System der
Ebene E. Zwei derart auf einander be
zogene räumliche Systeme heissen pro
jektiv in perspektivischer oder cen-
triscli-collinearer Lage.
Lässt man den projektiven Zusammen
hang bestehen und dreht die räumlichen
Systeme beliebig gegeneinander, so
erhält man zwei projektive räumliche
Systeme in allgemeiner Lage oder zwei
collineare räumliche Systeme.
Anmerkung 13. Die sechs Grundgebilde lassen sich in der mannigfaltigsten Weise
auf einander beziehen; diese Beziehungen zu untersuchen ist die Aufgabe der
projektiven Geometrie. Im folgenden soll hiervon nur so viel mitgeteilt
werden, als für das Studium der darstellenden Geometrie notwendig
erscheint.
Anmerkung 14. Es ist hier gleich der Ort, auf ein wichtiges, grundlegendes
Gesetz in der Geometrie aufmerksam zu machen, das bezüglich des Zusammen
hanges zwischen den Raumgrössen Punkt, Gerade und Ebene existiert, sobald
es sich lediglich um die Lagen Verhältnisse dieser Raumgrössen handelt.
In ein und derselben Ebene kann man nämlich einem Punkt nicht nur wieder
einen Punkt, sondern auch eine Gerade entsprechen lassen, indem man sich nämlich
erstere Raumgrösse als Schnittpunkt zweier Geraden, letztere als Ver
bindungslinie zweier Punkte darstellt. Man sagt in diesem Palle der Punkt
und die Gerade seien reciprok auf einander bezogen.