508 Geometrische und Graphische Versuche.
Dritte Erklärung. Die aerische Perspektive lehrt
die Regeln, diese Zeichnung mit Farben, Achtund Schatten
auszufüllen, genau so wie die Gegenstände selbst solche zu
haben scheinen, wenn sie von demjeuigen Punkte aus gesehen
werden, wo das Auge des Zuschauers gestellt wird.
Um diese Erklärungen zu erläutern, wollen wir anneh.
men, das Gemälde sei eine Glasplatte, die in einen Rahmen
PLN Taf. xxx. Fig. i. gespannt worden, durch welche das
Auge des Zuschauers bei E den Gegenstand QRST sehen
könne; von dem gegebenen Punkte E lasse man bic Gesichts«
linien EQ, ER, ES u. f f. gezogen werden, die das Glas
(oder das Gemälde) in q, r, s u s. f. schneiden, diese Punkte
des Durchschnitts werden die perspektivischen Vorstellungen
des Originals QRST u. s. f. geben, und wenn sie ver
bunden werden, so wird girr der wahre perspektivi-
sche Abriß der Originalfigur seyn. Endlich, wenn dieser
Umriß in jedem ^Theile so gefärbt wird, daß das
Auge des Zuschauers hintergangen wird, wenn er es in E
auf eine solche Art sieht, daß er kaum sagen kann, ob er
den wirklichen Gegenstand selbst, oder dessen Vorstellung
sieht, so kann es sicher ein Gemälde des Gegenstandes ge-
nennt werden, welchen es vorstellen soll.
Vierte Erklärung. Wenn das Auge oder der
fortgesezte Punkt in unbestimmter großer Entfernung ange
nommen wird, verglichen mit der Entfernung des Gemäldes
und des Gegenstandes, welcher vorgestellt werden soll, und
die Entwurfslinien alsdenn als parallel angenommen wer
den, so heißt die Abbildung parallel, und wird von den
Ingenieurs die militärische Perspektive genennt.
Fünfte Erklärung. Wenn dieses System von
parallelen Strahlen senkrecht auf den Horizont und auf das
Gemälde ist, so heißt die Projektion flach.