Prüfung des ßeichenbach'schen Distanzmessers.
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Zu 3. Das Verfahren, den Collimationsfehler des ReichenbaclTschen
Distanzmessers zu bestimmen, ist nur wenig von dem in §. 116 beschrie
benen, zur Kippregel gehörigen, verschieden. Da man nämlich nicht längs
der optischen Axe des Fernrohrs visiren kann, so müssen die zwei Abseh
linien benützt werden, welche die beiden Fadenkreuze gewähren; wir wollen
zunächst die obere wählen, d. h. diejenige, welche ausserhalb des Fern
rohrs über der optischen Axe liegt. Verfährt man nun mit der Messung
gerade so, wie im §. 116 angegeben; behält man ferner dieselben Bezeich
nungen wie dort für die Ablesungen (w' und w") am Gradbogen, den
wahren Höhenwinkel (w) und den Collimationsfehler (c) bei, und bezeichnet
man weiter noch den Winkel, welchen die hier benützte obere Visirlinie mit
der optischen Axe des Fernrohrs bildet, mit d\ so ist nicht schwer einzu
sehen, dass folgende zwei Gleichungen richtig sind:
w' = w ± c — > (139)
w" = W c -J- S )
Hieraus folgt, wenn man die zweite Gleichung von der ersten abzieht,
w' — w" = + 2c — (140)
Setzt man S als bekannt voraus, so lässt sieb hiemit der Collimationsfehler
c berechnen; will man aber diese Voraussetzung nicht machen, so lässt sich
Ö wegschaffen, indem man mit der unteren Visirlinie dasselbe Verfahren
durchführt wie mit der oberen. Bezeichnen für diese Absehlinie Wj und
w 2 die abgelesenen Höhen- und Tiefenwinkel, so gelten für dieselbe folgende
zwei Gleichungen:
w t = w ± c -1- d / (141)
w 2 = w _j_ c — ö )
aus denen auf demselben Wege wie vorhin
w i — w g ; = 4~ 2 c 4- 2 d (142)
erhalten wird. Verbindet man die Gleichungen (140) und (142) durch Ad
dition, so folgt
_j- c = w' — w" + w 1 -w 2 ( 14 3)
Hat man den Collimationsfehler des ReichenbaelFsehen Distanzmessers
auf diesem Wege bestimmt, so schaffe man ihn entweder durch Ver
schiebung des Nonius weg oder bringe ihn gehörig in Rechnung. In dieser
Beziehung hat, man die Gleichungen (139) und (141) zu beachten, welche
Folgendes lehren:
1) Misst man die Neigung einer Linie an ihren beiden Endpunkten
und jedesmal mit einer und derselben Absehlinie, so gibt das arithmetische
Mittel aus den beiden Ablesungen den richtigen Neigungswinkel, der Colli
mationsfehler mag seyn welcher er will. Denn aus (139) und (141) folgt
durch Addition:
w = + w - und w = ü+3 (144)
z z
2) Misst man die Neigung einer Linie nur an einem Endpunkte, aber
Bauernfeind, Vermessungskunde. 19