Das Abstecken gerader Linien.
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deren lothrechte Axen in einer Vertikalebene liegen, und in §. 82 ist gezeigt,
wie man in den einfachsten Fällen eine gerade Linie mit Stäben absteckt.
Wir setzen daher hier als bekannt voraus, dass man zwischen zwei gege
benen Punkten von geringer Entfernung einen dritten Punkt angeben könne,
der mit jenen in einer Geraden liegt, und dass man eine durch zwei Punkte
bestimmte Gerade nach beiden Seiten hin zu verlängern wisse, wenn das
Terrain keine Schwierigkeiten in den Weg legt. Das früher beschriebene
Verfahren zur Absteckung gerader Linien lässt sich aber nicht mehr an
wenden, wenn die gegebenen zwei Punkte, welche die abzusteckende Linie
bestimmen, so liegen, dass man von einem zum andern nicht mehr sehen
kann, und es ist nun zu zeigen, wie man die Schwierigkeiten, welche sich
dem Visiren von einem Punkte zum andern entgegenstellen, überwindet.
§. 244. Aufgabe. Zwischen zwei gegebenen Punkten von
mässiger Entfernung, welche aber so liegen, dass sich von
dem einen zum andern keine Absehlinie hersteilen lässt, soll
ein dritter Punkt in gerader Linie abgesteckt werden.
Der Grund warum man von dem einen gegebenen Punkte A nach dem
anderen B oder von diesem nach jenem keine Absehlinie hersteilen kann,
liegt entweder darin, dass sich zwischen den beiden Punkten ein Bergvor
sprung oder ein Hügel befindet, oder darin, dass man sich hinter A und B
nicht aufstellen kann, weil diese Punkte durch lothrechte Mauerkanten,
durch Thurmspitzen oder andere ähnliche natürliche Signale bezeichnet sind.
Ob nun das eine oder das andere Hinderniss stattfindet, ist für die Lösung
der vorliegenden Aufgabe gleich. Das Verfahren, welches dieselbe fordert,
ändert sich nur mit den dazu gestatteten Hilfsmitteln, welche entweder bloss
aus Absteckstäben, oder aus einem Prismenkreuze mit Absteckstäben, oder
endlich aus einem Spiegelkreise und Stäben bestehen.
1) Lösung der Aufgabe ohne andere Hilfsmittel als Absteckstäbe.
Wenn man nur Absteckstäbe zur Verfügung hat, so erfordert die Lösung
der vorliegenden Aufgabe mindestens einen Gehilfen. Hat man diesen,
so stecke man noch mehrere theils durch A theils durch B gehende gerade
Hilfslinien ab, bis man endlich zwei erhält, welche ein Stück gemeinschaft
lich haben. Ist dieses der Fall, so liegen die beiden Punkte, welche den
gemeinsamen Theil der beiden Hilfsgeraden bezeichnen, in der geraden
Linie A B.
Um dieses Verfahren auszuführen, stelle man sich (nach Fig. 277) in
einem beliebigen Punkte
K auf, von dem aus man
A erblickt und richte
durch blosses Absehen
den Gehilfen I in die Ge
rade AK ein. Hiebei muss
der Gehilfe den Punkt I
so wählen, dass man von
Fig. 277.