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SYMPOSIUM PHOTO INTERPRETATION, DELFT 1962
Interpretation die Feinheiten morphologischer oder ökologischer und boden-
kundlicher Natur erfassen könnte.
Immerhin hat die bei der praktischen Arbeit gewonnene Erfahrung zu einer
gewissen Kenntnis des Formenschatzes verholfen, so dass von einem abge
schlossenen Untersuchungsgebiet aus schon über die Grenzen hinweg inter
pretiert werden kann, solange nicht Formen, die nicht in das “pattem” passen
und erst noch im Gelände zu untersuchen wären, die Interpretation unsicher
machen. Daher muss die Interpretation immer wieder auf die Begehung im
Gelände zurückgreifen; die vermehrte Kenntnis eines Gebietes erlaubt und
verlangt eine vertiefte Luftbildinterpretation und umgekehrt bedarf eine ver
feinerte Luftbildansprache der kontrollierenden Geländeinspektion.
Hierfür ein Beispiel: Auf den Photos des Sepikgebietes in Neu-Guinea findet
man besonders bei der Betrachtung der grossen Grasflächen schwache Grau
nuancen. Diese wurden in erster Interpretation als Unterschiede im Feuchtig
keitsgehalt mit entsprechender Änderung der Vegetation gedeutet. Relief
unterschiede waren in vielen Fällen nicht feststellbar. Diese Annahme hat sich
wohl bestätigt. Doch liess sich danach durch Begehung des Geländes eine
wesentlich feinere Abstimmung der Oberflächenformen und mit ihr der Vege
tationsunterschiede feststellen, als sie in dem gegebenen Masstab von 1 : 50.000
noch erkennbar gewesen wäre. Hieraus ergaben sich Rückschlüsse auf Gebiete
mit ähnlichen Erscheinungen.
Ein anderes Problem betraf die Unterscheidung der Vegetation in Sumpf
gebieten. Erst nach Identifizierung bestimmter Erscheinungen auf den Photos
im Gelände liess sich die Interpretation verfeinern. Andere Fragen in Gebieten,
die zu Fuss nicht erreichbar waren, konnten mit einem Flug in etwa 300 m
Höhe gelöst werden.
In der Praxis erweist sich für die Durchmusterung und erste Inventarisierung
grosser Räume das Verfahren, wie es von der Abteilung Land Research and
Regional Survey der Commonwealth Scientific and Industrial Organization
geübt wird, besonders für wenig erschlossene Räume als nützlich. In dichter
besiedelten Gebieten bedarf es für eine gründliche Durchmusterung der Luft
bilder exakter topographischer Karten zur Eintragung der spezifizierten Unter
suchungsbefunde.