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I. Kohlenwasserstoffe.
Acetylen (Äthin), C 2 H 2 . Wurde zuerst von Davy 1836 unrein
(aus C 2 K 2 ), 1860 von Berthelot rein dargestellt. Im Leuchtgas vor
handen (0,06 Proz.). Darstellung aus Calciumcarbid und Wasser
(mit Wasserdampf entsteht indes hei erhöhter Temperatur statt
dessen ein Gemenge von Kohlendioxyd und Wasserstoff). Gas;
hei 0° unter 26 Atmosphären Druck flüssig; sublimiert bei — 82°.
Brennt mit stark leuchtender Flamme und dient daher zu Be
leuchtungszwecken. Riecht, wenn ganz rein, nicht unangenehm.
Löst sich im gleichen Volum Wasser, in % VoL Alkohol. Ist giftig.
Zerfällt durch explodierendes Knallquecksilber (unter Detonation)
und durch den elektrischen Funken in seine Elemente.
, ! Vereinigt sich mit Wasserstoff heim Erhitzen unter dem Einflüsse
von Platinmohr oder Nickel zu Äthan; oder durch Behandeln seiner
Kupferverbindung mit Zink und Ammoniak zu Äthylen. Ein Gemenge
von Acetylen mit Sauerstoff explodiert heftig beim Entzünden. Die
Acetylensauerstoffflamme findet als billiger Ersatz des Knallgasgebläses
technische Verwendung. Durch Explosion eines Gemisches von Acetylen
und Kohlenoxyd oder Kohlensäure entsteht neben Wasser fein verteilter
Kohlenstoff (Bußdarstellung). Chromsäure oxydiert Acetylen zu Essig
säure, Kaliumpermanganat zu Oxalsäure. Mit Stickstoff bildet es unter
dem Einflüsse des Induktionsfunkens Cyanwasserstoff (s. Kap. XTT, A);
mit Chlor gemischt verpufft es, doch sind additioneile Verbindungen
(z. B. C 2 H 2 C1 2 ) darstellbar. Durch die dunkelrote Kupferverbindung
C 2 Cu 2 ,H 2 0 (wahrscheinlich CH=C . Cu . Cu . OH) ist noch y 200 mg
nachweisbar. Dieselbe explodiert durch Schlag und beim Erhitzen;
bei 100° entsteht zunächst wasserfreies C 2 Cu 2 .
Natriumcarbid, Na^Gj, und Mononatriumaceiylen, NaHC 2 , ent
stehen aus Acetylen und Natrium bei 220° bzw. 180°.
Calciumcarbid, CaC 2 (Wähler, 1862), entsteht aus Kalk und
Kohle in der Glühhitze, speziell im „elektrischen Ofen“ (Moissan;
Willsou) 1894, vgl. B. 27, R. 238) und wird so technisch dar
gestellt. Die Reaktion ist umkehrbar und läßt sich so auch zur
technischen Darstellung von Graphit verwenden (Z. angew. Cli.
18 (1905), 1733):
CaO-f 3C ^±L CaC 2 -fCO.
Graue kristallinische Masse; setzt sich mit Wasser lebhaft um zu
Acetylen und Calciumhydroxyd. Calciumcarbid absorbiert in der
Glühhitze Stickstoff (s. Calciumcyanamid, Kap. XII, E). g
Allylen (Propin), C S H 4 , CH 3 .0 • CH, darstellbar aus Propylen
bromid, CH 3 . CHBr . CH 2 Br. Dem Acetylen sehr ähnlich.