Full text: Grundlegung der Ästhetik (1. Teil)

23 Die allgemeinen ästhetischen Formprinzipien. 
inhalten zu erzeugen, auf die sie ihrer Natur nach abzielen, 
vereinigen sich diese „Erregungen“ zur Erzeugung des einen 
Bewulstseinsinhaltes, .des Klanges. 
Diese vielen „Erregungen“ nun, oder diese „Teiltöne“, des 
Klanges, sind einander verwandt. Sie bilden also ein qualitativ 
einheitliches Ganzes. Und dies ist der Grund des Wohlgefallens 
oder der Lust am Klang. Die Lust am Klang, dies Elementar- 
gefühl, gehorcht also zweifellos dem Gesetz oder Prinzip der 
qualitativen Einheitlichkeit. 
Aber es gehorcht demselben auch weiterhin der einfache 
Ton. Wir haben zwingenden Grund zur Annahme, dafs in 
dem Tonempfindungsvorgang, d. h. dem Vorgang oder der 
seelischen Erregung oder Bewegung, die dem Bild des ein- 
fachen Tones zu Grunde liegt, obzwar in nicht näher angeb- 
barer Weise, der regelmäfsige Rhythmus der Schwingungsfolge 
wiederkehrt, in welcher der Ton, physikalisch betrachtet, be- 
steht. Dieser Rhythmus aber ist ein „regelmälsiger‘, er ist 
also qualitativ einheitlich. Wiederum müssen wir das Lust- 
gefühl, das den einfachen Ton begleitet, auf diese Regelmälsig- 
keit oder qualitative Einheitlichkeit der psychischen Erregung 
oder Bewegung zurückführen. 
Und von da aus müssen wir weiter gehen. Wir wissen 
freilich durchaus nichts von der psychischen Erregung oder 
Bewegung, die dem optischen Reize ihr Dasein verdankt, und 
dem Bild der Farbe zu Grunde liegt. Aber wir müssen doch 
auch hier eine solche psychische Erregung statuieren. Und diese 
Erregung muls irgend einen „Rhythmus“, d. h. irgend eine Weise 
ihres Ablaufes haben. Und ist nun die Farbe Gegenstand der 
Lust, dann gibt uns die Analogie des Klanges und des Tones 
das Recht, diesem Rhythmus oder dieser Ablaufsweise eine 
besondere qualitative Einheitlichkeit zuzuschreiben; und diese 
für das Gefühl der Lust verantwortlich zu machen. Und ebenso 
bei der sonstigen Lust an einfachen Empfindungen, 
Damit ist dann schliefslich aller Gegensatz zwischen den 
Elementargefühlen und den Formgefühlen geschwunden. Der 
Grund der Lust erscheint als derselbe dort wie hier. 
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