5. Der Kanalbaii (die Entwässerung).
237
ungeklärte, durch die Siebe nur grob gereinigte Wasser einen Milchkalk
zusatz und wird durch ein im Fußboden angelegtes Luftgebläse gelüftet.
In den übrigen Kammern ist die Klärung dann nur noch eine rein me
chanische, besonders in den Längskammern, in welchen der Fußboden
nach dem Auslaufe hin ansteigt. Der Betrieb der Misch- und Gebläse
anlage geschieht durch ein oberschlächtiges Mühlenrad in dem als Haupt
vorfluter dienenden Mühlenbache. Zur etwa erforderlichen Entlastung sind
Notauslässe vorhanden.
Für kleine Anlagen empfehlen sich die sog. Oxydationsfilter oder
das Dr. Petrische System (Plötzensee bei Berlin), bei welchem das
Wasser durch auszuwechselnde Sandschichten bezw. durch Torfschichten
mit Kalkzusatz hindurchfließt (vgl. auch „Baukunde des Ingenieurs“
Abt. III). Sie können mit gutem Erfolge für etwa noch 100 ha Ent
wässerungsgebiet mit schwacher Bevölkerung angewandt werden.
d) Der Betrieb.
Abrechnung und Betrieb der Kanalisation interessieren den Land
messer nur, soweit es sich um die Aufstellung der endgültigen n Sektions
pläne” und um die Hausanschlüsse handelt. Nur zur Information sei
kurz erwähnt, daß zur Instandhaltung eines tadellosen Kanalnetzes in
erster Linie gute Spülung in sog. Haltungen, das sind die Entfernungen
zwischen je 2 Spültüranlagen im Kanalnetze oder die aus der Erfahrung
gewonnenen Tagesleistungen je einer Spülkolonne, und gründliche Räu
mung sowohl der Kanalsohlen wie der Kohrleitungen und der Schlickfänge
unerläßlich ist. Durch die unbegehbaren Leitungen werden erst Bürsten
zwischen zwei Leinen hin und her gezogen, bevor das untere Ende ver
schlossen, die Leitung bis dahin mit Spülwasser gefüllt und schließlich
durch plötzliche Öffnung des Verschlusses mittelst des beschleunigten
Wasserabflusses gründlich gespült wird. Das Spülwasser wird am vor
teilhaftesten entweder offenen Wasserläufen mit starkem Gefälle oder der
städtischen Wasserleitung entnommen.
Ferner bedarf die Notwendigkeit einer guten und rationellen Venti
lation der Erwähnung. Sie wird durch zeitweiliges, periodisch ange
ordnetes Öffnen der Einsteigschächte, der Lampenlöcher usw. bewirkt
und geschieht außerdem von selbst durch die Regenabfallrohre und die
Verlängerung der Hausentwässerungsrohre über die Dächer der Häuser
hinaus. Das Eindringen der Kanalluft in die Wohnungen wird an den
Ausgußbecken und Klosetts usw. durch Siphons oder Wasserverschlüsse
verhindert, während andererseits das Eindringen solcher Stoffe in die
Kanäle, die eine Verstopfung herbeiführen könnten, durch „Fetttöpfe“ und
Schlickfänge unmöglich gemacht oder doch wenigstens geschwächt wird.