Full text: Lexikon der Astronomie

97 
Durchgang. 
in dem Verhältnis von 387 zu 613. Dies 
gibt 209' oder 3° 29'. 
Bei der Venus ist der scheinbare Halb 
messer in der untern Konjunktion 33", 
also 8 k — 994" — 16,sii', und da i — 
3,4°, tan i = 0,0593 ist, so folcii hieraus 
für A 8, von der Erde gesehen, 279'. Es 
ist aber der Abstand der Sonne von Venus 
— 0,723, der der Erde 0,277 Sonnenweiten ; 
mithin erscheint AS von der Sonne aus 
kleiner im Verhältnis von 723 zu 277, was 
uns 107' oder 1° 47' für den größten helio- 
zentrischenLängenabstandvomKnotengibt. 
Ein Merkurdurchgang findet also statt, 
sobald der Planet in seiner untern Kon 
junktion um nicht mehr als 3° 29' in Länge 
von seinem Knoten entfernt ist; bei der 
Venus darf dieserAbstaud nicht über 1°47' 
steigen. Hieraus ist leicht erklärlich, daß 
die Venusdurchgänge weit seltener statt 
finden als die des Merkur; während von 
diesen durchschnittlich 13 auf ein Jahr 
hundert kommen, ereignen sich in 240 
Jahren nur vier Venusdurchgänge. 
Mit bloßem Auge sind die kleinen 
schwarzen Scheiben des Merkur und der 
Venus nicht sichtbar auf der Sonnen 
scheibe, weshalb auch das Altertum nichts 
von den Durchgängen dieser Planeten weiß. 
Die erste derartige Beobachtung rührt von 
dem Franzosen Gassendi her, welcher 
den von Kepler vorher verkündeten Mer 
kurdurchgang vom 7. Nov. 1631 in Paris 
beobachtete, indem er die Sonnenstrahlen 
durch eine feine Öffnung im Laden eines 
verfinsterten Zimmers auf einen weißen 
Schirm fallen ließ und das so erhaltene 
Sonnenbild mit der Lupe betrachtete. Im 
ganzen sind seitdem 25 Durckgänge des 
Merkur beobachtet worden, 16 am auf 
steigenden Knoten und 9 am niedersteigen 
den. Seit Anfang des 17. Jahrh, fallen 
jene auf den November, diese auf den Mai. 
Im laufenden und dem nächsten Jahr 
hundert sind folgende zu verzeichnen: 
1) 1802: 9. Nov. 
2) 1815: 12. - 
3) 1822: 5. - 
4) 1832 : 8. Mai 
5) 1835 : 7. Nov. 
6) 1845 : 8. Mai 
7) 1848 : 9. Nov. 
Astronomie. 
8) 1861: 12. Nov. 
9) 1868: 5. - 
10) 1878: 6. Mai 
11) 1881: 9. Nov. 
12) 1891: 10. Mai 
13) 1894: 10. Nov. 
Merkur erscheint bei diesen Durchgängen 
als eine scharf begrenzte kreisförmige 
Scheibe, deren tiefschwarze Farbe einen 
auffallenden Kontrast zu den weniger 
dunkeln Sonneuflecken bildet. Versuche, 
während des Durchgangs den Halbmesser 
deö Planeten zu messen, haben einen 
kleinern Wert ergeben als andre Beobach 
tungen; das Fernrohr zeigt infolge der 
Irradiation die Gegenstände vor der 
Sonne zu klein. Beim Eintritt des Mer 
kur in die Sonne sowie auch beim Aus 
tritt zeigen sich bisweilen ähnliche Erschei 
nungen wie die bei den Venusdurchgän 
gen unter dem Namen des schwarzen oder 
Baillyschcn Tropfens bekannten, weiter 
hin zu besprechenden. Die Beobachtung 
dieser Durchgänge ist für die Astronomie 
von Wichtigkeit, weil sie ein Mittel bieten, 
die Theorie des Planeten zu berichtigen; 
in der That hat Lcverrier aus den Be 
obachtungen der 1697—1848 beobachteten 
Merkurdurchgänge auf eine Korrektur der 
Säkularbewegung der Knoten des Mer 
kur geschlossen (vgl.Jntermerkuriale Planeten). 
Auch über die physische Beschaffenheit des 
Planeten kann die Beobachtung eines 
Durchgangs Aufschluß geben; so zeigt die 
scharfe Begrenzung der schwarzen Scheibe 
deö Planeten, daß die Atmosphäre des 
selben jedenfalls nur von geringer Dichte 
sein kann, wenn eine solche überhaupt 
vorhanden ist. 
Von viel größerer Wichtigkeit sind die 
Durchgänge der Venus: es hat näm 
lich zuerst Edmund Halley, veranlaßt 
durch den von ihm auf St. Helena beob 
achteten Merkurdurchgang vom 7. Nov. 
1677, daraufhingewiesen, daß dieselben 
ein treffliches Mittel zur Bestimmung der 
Sonnenparallaxe bilden (vgl. Parallaxe). 
Kepler hat in seiner 1629 veröffent 
lichten Ephemeride für 1631 auf einen 
6. Dez. des letztern Jahrs eintretenden 
Venusdurchgang aufmerksam gemacht, der 
indessen in Europa unsichtbar blieb. Den 
folgenden D. (4. Dez. 1639) hatte Kepler 
übersehen; aber der englische Pfarrer Je- 
remiah Horror berechnete ihn, und es 
gelang ihm auch, denselben sehr schön in 
Hoole zu beobachten, während die Beob 
achtungen seines Freundes Crabtree in 
7
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.