Fernrohr (Refraktoren). 137
fot^e davon entsteht ein Bild in der Mitte
zwischen L' und A, bei X, wo auch das
Fadenkreuz eingesetzt ist; dieses umgekehrte
und verkleinerte Bild wird dann durch die
Linse A wie durch eine Lupe vergrößert.
Die beiden Linsen 1/ und L' wirken
hierbei wie eine einzige Linse, deren Brenn
weite % von derjenigen des Objektivs L
läus de Rheita in seinem Buch »Das
Auge des Enoch und Elias« (lat. 164b) be
schrieben worden ist. In diesem Buch kom
men übrigens auch zum erstenmal die Aus
drücke »Objektiv« und »Okular« vor. In
seiner einfachsten Form besteht dieses Oku
lar aus drei Linsen, deren Wirkungsweise
Fig. 4 zeigt. Das vom Objektiv 0 ent-
Fig. 4.
b"
Terrestrisches Okular (Erdfernrohr).
ist. Dies ist zu berücksichtigen, wenn man
die früher entwickelten Formeln für die
Vergrößerung, das Gesichtsfeld und die
t elügkeit deS Fernrohrs anwendet; diese
rößen betragen daher 3 /a und 9 A der
entsprechenden Größen beim einfachen
astronomischen F.
Das Ramsdensche Okular besteht
ebenfalls aus zwei Plankonvexlinsen;
während aber die Okularlinse A (Fig. 3)
ihre flache Seite dem Auge zukehrt, wen
det umgekehrt die Kollektivlinse 1/ ihre
flache Seite dem Objektiv zu. Auch hier
sind beide Linsen fest miteinander ver
bunden, und ihre Brennpunkte fallen bei
F zusammen. Die Brennweiten von L'
und A verhalten sich wie 9:5. Das vom
Objektiv entworfene umgekehrte verklei
nerte Bild entsteht hier bei K, dicht vor dem
Kollektiv; dasselbe wird durch das Okular
vergrößert, dessen beide Linsen zusammen
so wirken wie eine Linse, deren Brenn
weite 9 /io von der Brennweite von A be
trägt. Sonach sind Vergrößerung, Ge
sichtsfeld und Helligkeit 10 /s>, 9 Ao und 81 Aoo
der Größen bei einem bloß aus L und A
zusammengesetzten F.
8) Diese Okulare kehren das Bild, wel
ches das Objektiv eittwirft, nicht um; man
erblickt also durch das F. ein umgekehr
tes Bild des entfernten Objekts. Für
astronomische Zwecke ist dies nicht störend;
zur Beobachtung irdischer Objekte aber
dient das terrestrische Okular, wel
ches zuerst von dem Kapuziner Schyr-
worfene umgekehrte und verkleinerte Bild
des entfernten Objekts AL ist ad; von
ihm fallen die Strahlen auf die Sammel
linse m, durch welche sie gekreuzt werden,
so daß hinter m ein aufrechtes Bild ent
steht; da dies aber in zu große Ferne fal
len würde, so ist die Linse u angebracht,
welche die Strahlen, ohne sie abermals zu
kreuzen, in a' b' zu einem aufrechten Bild
vereinigt, das nun mit dem Okularglas
o wie durch eine Lupe betrachtet wird und
vergrößert bei a" b" erscheint. Statt der
einfachen Linse o wird nach Dollonds Vor
gang gewöhnlich ein Huygenssches Okular
angewandt.
Aufrechte Bilder gibt auch das Galilei-
scheF., über welches der Art. Gali le i sch e s
oder holländisches F. zu vergleichen ist.
9) Bei größern Teleskopen sind manche
Schwierigkeiten zu überwinden, die bei
kleinern nicht existieren. Insbesondere ist
darauf zu achten, daß das Objektiv nicht
durch sein eignes Gewicht gebogen wird.
Deshalb führte C o o k e in dem Newallschen
Teleskop von 25 Zoll Öffnung, dessen Ob
jektiv 144 Pfd., mit der Messingfassung
224 Pfd. (65, resp. 101 kg) wiegt, inner
halb des Randes ein System von Gegen
hebeln ein, welche das Objektiv in allen
Lagen tragen helfen. Nach Grubb fin
det bei Objektiven von mehr als 15 Zoll
(38 cm) Durchmesser eine nachweisbare
Biegung statt, wenn das Objektiv in drei
Punkten unterstützt ist. Bei deut ileuen
Wiener Refraktor von 28 Zoll Öffnung