Full text: Lexikon der Astronomie

146 Finsternisse (Mondfinsternisse). 
Teil der Sonnenscheibe sichtbar ist. Man 
erhält den ganzen Kern- und Halbschatten, 
wenn man die ganze Figur um die Achse 
8 OL dreht; dabei beschreiben dann die 
erwähnten vier Linien die Schattengrenzen. 
Die Spitze L des Kernschattenö liegt über 
200 Erdhalbmesser von der Erde entfernt. 
Der Mond dagegen befindet sich nur un 
gefähr 60 Erdhafibmesser vonuns entfernt. 
Wenn daher rt einen Teil der Mondbahn 
darstellt, und wenn wir annehmen, daß 
dieselbe nahe an der Papierebene, d. h. in 
Wirklichkeit an der Ebene der Erdbahn, 
liegt, so wird der Mond bei seiner nach O. 
gerichteten Bewegung in der Stellung r 
rn den Schattenkegel eintreten; es wird 
sein östlicher Teil mehr und mehr verdun 
kelt werden, und wenn er völlig verdun 
kelt wird, so haben wir eine totale 
Mondfinsternis. Wenn dabei die Mittel 
punkte des Schattens und der Mondscheibe 
einen Augenblick aufeinander zu liegen 
kommen, so ist die Finsternis zentral. 
Liegt aber der Teil rm der Mondbahn 
entfernter von der Erdbahn, so wird nur 
ein Teil der Mondscheibe, nicht die ganze, 
beschattet, und die Finsternis ist partiell. 
In der Figur stellt t die Stellung des 
Mondes am Ende der Finsternis vor, wenn 
ans der Westseite der letzte Rest des Schat 
tens verschwindet. 
2) Wesentlich in Betracht kommt bei 
den Mondfinsternissen der scheinbare 
Durchmesser des Erdschattens in der Ent 
fernung des Mondes. Aus Fig. 2 ist er- 
Bestimmung des Schattendurchmesfers 
bei einer Mondfinsternis. 
sichtlich, wie derselbe berechnet werden 
kann: 8, 0, L, A und E haben dieselbe 
Bedeutung wie in voriger Figur, ED' ist 
der Durchmesser deS Erdschattens im Ab 
stand der Mondbahn, also 
Winkel L0E — R 
der scheinbare Halbmesser des Schattens. 
Da ferner A ein Punkt auf der Sonne 
und E ein Punkt in der Entfernung des 
Mondes ist, so ist 
CAE = n 
die Horizontalparallare der Sonne, 
OLE — p 
die Horizontalparallare des Mondes, und 
endlich ist noch SCA = t> ber scheinbare 
Sonnenhalbmesser. Da nun die drei Win 
kel des Dreiecks ACE, nämlich n, p und 
ACE =s 180»—1> — R, zusammen 180° 
ausmachen, so erhält man für den schein 
baren Schattenhalbmesser den Wert 
R ----- Ji p — 
Infolge der Wirkung der tiefern Schich 
ten der Atmosphäre ist aber R noch etwas 
größer und zwar nach Tobias Mayer 
um heo. Die hier vorkommenden Größen, 
nämlich die Parallaxen n und p der 
Sonne und des Mondes sowie der Son 
nenradius (i, sind alle veränderlich, und 
eö wird daher R für jeden einzelnen Fall 
einen andern Wert haben. Im allgemei 
nen schwankt der Schattenradius zwischen 
38' 24" und 46' 38", ist also ziemlich 
dreimal so groß als der Mondradius r. 
Für die totale Mondfinsternis in der 
Nacht vom 11. zum 12. Mai 1873 war 
beispielsweise n — 8,9", p — 56' 58,s", 
n = 15' 15,5", mithin der theoretische 
Wert von R — 41' 15,9" und der wirk 
liche 41' 57", während r —15' 33" war. 
3) Wenn der Mond sich in der Ebene 
der Erdbahn bewegte, so würde bei jedem 
Vollmond eine Verfinsterung unsrer Tra 
banten stattfinden. Da dies aber nicht der 
Fall ist, vielmehr die Mondbahn mit der 
Erdbahn einen Winkel von ungefähr 5V0 
einschließt, so kann eine Mondfinsternis 
nur stattfinden, wenn der Mondmittel 
punkt zur Zeit des Vollmonds in der 
Nähe eines Knotens steht. Zn m Entstehen 
einer totalen Mondfinsternis ist 
nämlich erforderlich, daß zur Zeit des 
Vollmonds die Entfernung der Mittel 
punkte des Schattens und des Mondes 
kleiner ist als der Unterschied der beiden 
Radien R und r des Schattens und des 
Mondes, oder daß die Breite des Mondes 
weniger beträgt als
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.