Full text: Lexikon der Astronomie

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Kalliope — Kapwolken. 
der letzte Monat 30 statt 29 Tage hat. 
Der Anfang dieses Jahrs rückt von einem 
Jahr zum andern in unserm K. um 10 
oder 11 Tage zurück: 4. Dez. 1880 begann 
daS Jahr 1298, und 23. Dez. 1881 beginnt 
das Jahr 1299 der mohammedanischen 
Zeitrechnung. 
Immerwährender K. heißt eine 
Tabelle, welche für eine längere Reihe von 
Jahren, etwa für ein Jahrhundert, die 
wichtigsten Angaben deö Kalenders rasch 
zu finden gestattet, wie den Wochentag 
eines beliebigen Monatstags, das Datum 
des Osterfestes rc. 
Kalliope, Planetoid (22). 
Kallippos, s. Mcton. 
Kallisto, Planetoid (204). 
Kalypso, Planetoid (53). 
Kants Theorie der Entstehung des 
Sonnensystems, s. Kosmologie. 
Kapwolken (M a g e l h a e n s s ch e 
Wolken) sind ein Paar Lichtwolken in 
der südlichen Polarregion deö Himmels, die 
durch ihren Lichtglanz und ihre isolierte 
Stellung die Aufmerksamkeit erregen. Sie 
find nach Humboldts Ausspruch »einzig 
in der Welt der Gestaltungen, die das 
gesamte Firmament darbietet«, und er 
höhen wesentlich »die landschaftliche An 
mut der südlichen Himmelsgefilde«. Beide 
Wolken gewähren dem bloßen Auge un 
gefähr den Eindruck, den zwei gleichgroße 
glänzende Teile der Milchstraße machen 
würden, wenn sie isoliert stünden; bei 
hellem Mondschein Verschlvindet die kleine 
Wolke gänzlich, und die große verliert we 
sentlich an Glanz. Jene bedeckt eine Fläche 
von 10, diese eine Fläche von 42 Quadrat 
graden am Himmel, daS ist 53- und 224- 
mal soviel wie der Vollmond. Beide Wol 
ken hängen weder unter sich noch mit der 
Milchstraße zusammen. Ihre genauere 
Kenntnis verdanken wir den Beobachtun 
gen, welche I. Herschel 1837 am Kap der 
Guten Hoffnung anstellte. Derselbe fand in 
ihnen einzelne zerstreute Sterne in großer 
Zahl, ferner Sternschwärme und kugelför 
mige Sternhaufen, endlich ovale reguläre 
und irreguläre Nebelflecke dichter zusam 
mengedrängt als in der Nebelzone der 
Jungfrau oder im Haupthaar der Bere 
nice. Man darf daher dieseWolken nicht als 
Nebelflecke von außerordentlicher Größe 
betrachten, und ebensowenig gleichen sie 
isolierten Teilen der Milchstraße; denn in 
dieser gehören, eine kleine Zone zwischen 
dem Altar und dem Schwanz des Skor 
pions abgerechnet, runde Sternhaufen 
und besonders ovale Nebel zu den Selten 
heiten. Herschel hat in der großen Wolke 
582 Sterne, 291 Nebelflecke und 46 Stern 
haufen, in der kleinen 200 Sterne, 37 
Nebelflecke und nur 7 Sternhaufen beob 
achtet. Die Sterne sind meist 7. und 8. 
Größe, einige 9. bis 10. Inmitten der 
großen Wolke liegt ein schon von Lacaille 
erwähnter Nebel von eigentümlicher Ge 
stalt; obwohl derselbe nicht den 500. Teil 
der Fläche der Wolke bedeckt, so hat Her 
schel doch in ihm die Positionen von 105 
Sternen 14. bis 16. Größe bestimmt, die 
sich aus den ganz unaufgelösten, gleichför 
mig schimmernden Nebel projizieren. Die 
frühere Annahme, daß die Wolken seit 
Lacailles Zeiten ihren Ort verändert haben, 
ist unrichtig; die ältern, mit kleinen Fern 
rohren ausgeführten Messungen gaben 
infolge der Unbestimmtheit der Ränder 
die L)rter unrichtig, und I. Herschel fand, 
daß auf allen Himmelsgloben und Kar 
ten die kleine Wolke um fast eine Stunde 
in Rektaszension falsch angegeben sei. 
Dem klassischen Altertum mußten beide 
Wolken fremd bleiben, da sie in den Län 
dern um das Mittelmeer unsichtbar sind. 
Zuerst wird die große Wolke erwähnt von 
dem arabischen Astronomen Abd al Rah- 
man al Susi, der sie den »weißen Ochsen« 
(ei bakar) nennt und als einen weißen 
Fleck beschreibt, den man weder in Irak (in 
der Gegend von Bagdad) noch in Nedschd, 
dem nördlichen Arabien, sieht, wohl aber 
in der südlichen Tehama zwischen Mekka 
und der Spitze von Jemen, längs der Küste 
des Roten Meers. In der That mußte im 
10. Jahrh, die große Wolke bis 17° nördl. 
Br. sichtbar sein, jetzt liegt die Grenze der 
Sichtbarkeit etwa bei 18°. Als der See 
weg um daö Kap der Guten Hoffnung 
eine belebte Handelsstraße wurde, erhieö 
ten die beiden auf Kapreisen sichtbaren 
Lichtwolken am südlichen Himmel wahr 
scheinlich zuerst von portugiesischen, nach 
her von holländischen und dänischen See
	        
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