Full text: Lexikon der Astronomie

Kometen (physische Beschaffenheit). 
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man drei Bestandteile ilnterscheiden: den 
Kern, den dieselbe umgebende Nebelhülle, 
die man den Kopf oder auch die Koma 
nennt, und den Schweif. Die schwächern, 
nur im Fernrohr wahrnehmbaren K. be 
stehen vielfach nur aus dem Kopf, der das 
Aussehen einer lichten Wolke, meist von 
runder Form, hat und ganz einem Nebel 
fleckgleicht. An schcinbaremÜmfang erreicht 
derKopf meistens bei weitem nicht dieGröße 
des Mondes; bei der großen Entfernung 
aber, in der die K. gewöhnlich von uns 
stehen, entspricht dem eine ganz bedeutende 
wirkliche Größe, z. B. über 550,000 km 
Durchmesser bei dem Halleyschen K. 1836 
unb 1,800,000 km bei dem großen von 
181 l (Nr. 22 des Verzeichnisses). 
Schon Hevel hat gelegentlich des K. 
voir 1618 darauf aufmerksam gemacht, 
daß die Nebelhülle des Kopfes mit der An 
näherung an die Sonne kleiner wird, nach 
her aber wieder zunimmt, und später hat 
Balz an dem Enckeschen dieselbe Wahr 
nehmung gemacht. An diesem K. ist die 
gleiche Erscheinung auch bei seinen spätern 
Zurückkünften zum Perihel wieder beob 
achtet worden. So betrug nach Schmidt 
der Durchmesser des K. vor seinem Perihel 
durchgang 29. Dez. 1871: 
am 11. Nov. 34,ii Erdhalbmeffer, 
- 30. - 26,ss 
- 7. Dez. 20,75 
Unter dem Kern des K. versteht man eine 
puuktartige, hinlänglich scharf begrenzte 
helle Stelle im Innern des Kopfes. Eine 
solche ist nicht immer vorhanden, steht 
nicht immer in der Mitte, und bisweilen 
sind auch mehrere kernartige Verdichtungen 
bemerkt worden. Obgleich uns die Kerne 
Punktartig erscheinen, so haben sie doch 
recht ansehnliche wirkliche Größe; es be 
trug z. B. der Durchmesser des KeruS bei 
dem großen K. von 1811: 4000 km, bei 
dem Donatischen von 1858 (Nr. 213) aber 
kaum 1000 km, und der große Komet von 
1862 hatte nach Winncckes Angabe 14. 
Aug. einen Kern von höchstens 40—50 
km. Ebenso verschieden wie die Größe ist 
die Form und Helligkeit derKerne; letztere 
ist bei einzelnen so bedeutend gewesen, daß 
sie selbst bei hellem Sonnenschein mit 
bloßem Auge gesehen worden sind; so bei 
den großen K. von 1843 und 1853 (Nr. 
161 und 196). 
Die ausfallendste Erscheinung an den 
K. sind aber die Schweife, von den 
Chinesen »Besen« genannt, welche in 
dessen, wie bereits erwähnt, nicht allen 
K. eigen sind und sich überhaupt erst ent 
wickeln, wenn die K.sich in ihrer Bahn der 
Sonne nähern. ES zeigt sich dann zuerst 
an der der Sonne abgewendeten Seite 
der Nebelhülle eine Verlängerung, die 
mehr und mehr anwächst. Die von der 
Sonne abgewendete Richtung der Kome 
tenschweife hat schon Seneca mit der Be 
merkung angedeutet, daß die Schweife die 
Sonne fliehen, und auch in chinesischen 
Quellen wird bei Gelegenheit des März- 
kometen von 837 diese Regel erwähnt. 
In der neuern Zeit haben zuerst der ita 
lienische Arzt Fra castoro und derJngol- 
städter Profesior Petrus Apianus au 
dem K. von 1531 diese Wahrnehmung 
gemacht. Übrigens weichen die Schweife 
oft beträchtlich von der Verlängerung des 
Leitstrahls ab, und nicht selten zeigen sic 
eine gekrümmte Gestalt. 
Manche K. besitzen zwei Schweife, und in 
seltenen Fällen sind noch mehr beobachtet 
worden. So zeigte der Donatische Komet 
von 1858 und 1859 außer seinem gewalti 
gen gekrümmten Schweis noch einen schwa 
chen, sehr schmalen, geradlinigen Schweif. 
Unter den lichtschwächern K. ist in dieser 
Hinsicht der Winneckejche Komet von 1877 
bemerkenswert, welcher im April und der 
ersten Hälfte des Mai dem bloßen Auge, 
wenn auch nur als ganz schwaches Objekt, 
sichtbar war. Derselbe hatte nämlich zwei 
Schweife, die einen Winkel von etwa 60" 
miteinander einschlössen, und zwischen de 
nen die Schwcifmaterie eine fächerförmige 
Ausbreitung zeigte. Der große Komet von 
1744, welcher auch amTage gesehen wurde, 
ließ sogar 7. und 8. März sechs fächerför 
mig geordnete, etwa 4° breite und 30 bis 
40" lange Schweife erkennen, zwischen de 
nen der Himmel völlig dunkel erschien. 
Der Schweif ist immer weniger hell als 
Kopf und Kern; in der Regel sind auch 
seine Ränder heller als die Mittellinien, 
wie bei einem durchsichtigen hohlen Cylin 
der, und bisweilen ist die mittlere Partie
	        
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