290 Kosmogonie (Zöllners Theorie).
durch alle Fixsterne repräsentiert, die keine
wahrnehmbarenHelligkeitsveränderungen
erkennen lassen. Der Übergang zur drit
ten Phase muß von bestimmten Änderun
gen der Intensität und Farbe des Lichts
begleitet sein, und da alle uns bekannten
Körper durch daö Stadium der Rotglut
aus dem glühenden in den nicht glühen
den Zustand übergehen, so ist es wahr
scheinlich, daß mit abnehmender Lichtin
tensität der Sterne die Farbe mehr und
mehr in Rot übergeht. Gleichzeitig damit
wird aber die Schlackenbildung auf der
Oberfläche des Sterns fortschreiten, und
da der letztere rotiert, so wird er uns daö
Phänomen eines periodisch veränderlichen
Sterns darbieten. Auf solche Art erklärt
sich ungezwungen die merkwürdige That
sache, daß die Mehrzahl der veränderlichen
Sterne rot gefärbt ist: Rotglut und
Schlackenbildung sind gleichzeitige Wir
kungen ein und derselben Ursache.
Doch muß bemerkt werden, daß die
Farbe eines Fixsterns nicht allein von dem
Grade des Glühens seines Kerns, sondern
wesentlich auch von der Absorptionsfähig
keit seiner Atmosphäre für verschiedene
Farben abhängt. Auf Änderungen in
der Beschaffenheit der Atmosphäre ist
wohl die allmähliche Umwandlung eines
roten in einen weißen Stern zurückzn-
führen, wie solche bei dem Sirius geschicht
lich verbürgt zu sein scheint. Ptole-
mäos bezeichnet nämlich diesen Stern
als »hypokirrhos«, feuerrötlich, und Se
neca sagt, er sei röter als Mars, während
er jetzt entschieden weiß erscheint. Zöllner
meint, daß es zur Erklärung dieser Än
derung nur der Annahme bedarf, daß in
folge der vorgeschrittenen Abkühlung solche
schwerer flüchtige Stoffe sich niedergeschla
gen oder kondensiert haben, die bèi ihrer
Anwesenheit in der Siriusatmosphäre vor
zugsweise im grünen und blauen Teil des
Spektrums zahlreiche dunkle Absorptions
linien erzeugten. Über die weitern Aus
führungen Zöllners und die Theorie Rit
ters bezüglich des Lichtwechsels vgl. Ver
änderliche Sterne.
Um die Vorgänge der dritten Periode
auf photometrischem Weg, durch Verän-
derungen der Lichtintensität, wahrzuneh
men, muß der Prozeß der Schlackenbil
dung schon sehr weit vorgeschritten sein.
Die ersten Anfänge desselben können wir
aber nach Zöllners Ansicht auf der Sonne
wahrnehmen in den sogen. Sonnenflecken.
Die Nähe der Sonne begünstigt die Beob
achtungen. Wir sehen nun kleine, relativ
dunkle Stellen, welche, an kältern Stellen
entstanden, infolge ihrer relativen Klein
heit einerseits und der gewaltigen Bewe
gungen auf der seurig-flussigen Oberfläche
des Sonnenkörpers anderseits an wär-
mern Stellen sich wieder in der allgemeinen
Glutmasse auflösen. Die Erscheinungen
der Penumbren, der matten Höfe, welche
die Kernflecke umgeben, führt Zöllner auf
Wolken zurück, die sich oberhalb der
Schlacken in der Atmosphäre der Sonne
durch Verdichtung gebildet haben. Eine
wesentliche Rolle bei den Erscheinungen
spielt auch die Refraktion der Sonnenat
mosphäre; selbst wenn die Penumbra sich
in gleichem Niveau mit dem dunkeln
Kern auf der Sonnenoberfläche befände,
würde man im stände sein, lediglich durch
Annahme einer hinreichend starken Re
fraktion sowohl die Vergrößerung des
dem Sonnenrand zugekehrten Teils der
Penumbra als auch die scheinbaren Ver
tiefungen zu erklären, welche man öfters
am Sonnenrand an der Stelle beobachtet,
wo infolge der Notation ein Fleck ver
schwindet. Nach einer spätern Bestim
mung von Spörer ist es zu diesem Zweck
nur nötig, den mittlern Brechungsexpo
nenten in der Sonnenatmosphäre —
1,00213 zu setzen. Die Schlackenmassen wer
den , solange sie noch nicht durch größere
Ausdehnung und Konsistenz in ihrer Be
weglichkeit auf der feurig-flüssigen Ober
fläche der Sonne gehindert sind,' durch die
Zentrifugalkraft des rotierenden Sonnen
körpers nach den Äquatorialgegenden ge
trieben; dadurch erklärt sich das vorzugs
weise in einer gewissen Aquatorialzone zu
beobachtende Auftreten der Sonnenflecke.
Der Übergang von der dritten zur vier
ten Periode'kann sich uns nur durch das
allmähliche Verschwinden des betreffen
den Fixsterns kundgeben, ein Phänomen,
das bei einigen Sternen in der That kon
statiert zu sein scheint.