Lichtgeschwindigkeit.
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N auf die sichtbare Seite fällt, und daß man
noch ein Stück über diesen Pol hinaus
sehen kann, während der Südpol 8 un
sichtbar ist. Nach einem halben Monat
befindet sich der Mond in dem diametral
entgegengesetzten Punkt seiner Bahn in
der Stellung II, und nun ist umgekehrt
der Nordpol N unsichtbar, der Südpol 8
aber sichtbar, und man kann noch ein Stück
über ihn hinaussehen. Man kann also
zeitweilig über jeden der beiden Pole ein
Stück hinaus beobachten. Dies ist die
Libration in Breite, welche jederseits
bis 6° 47' betragen kann.
Endlich kommt noch in Betracht, daß
der Mond nur um etwa 60 Erdhalb
messer von uns entfernt ist, ein Abstand,
gegen welchen man den Erdradius nicht
vernachlässigen darf. Es ist daher nicht
gleichgültig, ob man vom Erdmittelpunkt
oder von dem einen oder dem andern Punkte
der Erdoberfläche aus den Mond beob
Fig. 3.
zont steht. Der Unterschied wird hier durch
den Bogen 0 Q oder den Winkel 0 LI Q =
EMC angegeben, welcher die Horizontal
parallare des Mondes ist (s. Parallaxe)
und bis etwas über 1° betragen kann.
Deshalb heißt diese Verschiedenheit, die
nach allen Seiten hin stattfinden kann,
die parallaktische Libration.
Galilei hat zuerst 10. Febr. 1637 in
einem aus seinem »Gefängnis zu Arcetri«
an Alfonso Antonini gerichteten Brief
auf die parallaktische und die Libration der
Breite aufmerksam gemacht; diejenige der
Länge fanden Hevel und Rice io l i.
Äußer der im vorstehenden betrachteten
nur scheinbaren oder optischen Li
bra t i o n hat der Mond vielleicht noch eine
physische, die aber jedenfalls so unbedeu
tend ist, daß man sie noch nicht hat nachwei
sen können. Wenn man nämlich annimmt,
daß die Übereinstimmung der Rotations
zeit des Mondes mit seiner Umlaufszeit
um die Erde herrührt von
dem größern Gewicht der uns
zugekehrten Mondhälfte, so
wird man weiter annehmen
müssen, daß jene Überein
stimmung nicht gleich vom
Anfang an, bei der Bildung
des Mondes, stattgefunden
hat; vielmehr werden wir
uns denken müssen, daß ur
sprünglich größere oder klei
nere pendelartige Schwan
kungen stattgefunden haben,
die allmählich geringer geworden sind, die
aber nicht vollständig verschwinden können.
Lichtgeschwindigkeit ist der Weg, den
das Licht in einerSekunde zurückgelegt. Sie
ist in verschiedenen Körpern verschieden:
im leeren Raum (Weltraum) ist sie 1,ooo3-
mal so groß wie in atmosphärischer Luft
von mittler Dichte. Früher glaubte man,
das Licht brauche garkeineZeit zur Zurück
legung eines Wegs von beliebiger Größe,
weil alle Versuche, durch Beobachtungen
diese Zeit festzustellen, fehlschlugen, wäh
rend ganz alltägliche Wahrnehmungen
schon früh zu der Erkenntnis führten, daß
der Schall zu seiner Fortpflanzung Zeit
gebraucht. Es rührt dies davon her, daß
die Geschwindigkeit des Lichts eine außer-
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achtet. Sind nämlich in Fig. 3 E und M
die Mittelpunkte von Erde und Mond, und
bedeuten die um diese Punkte geschlagenen
Kreise Umfänge dieser beiden Himmels
körper, die in einerlei Ebene liegen, und
deren Abstand größerer Deutlichkeit halber
nur sehr klein gereichnet ist, so erblickt
ein Beobachter in E oder A den Punkt 0
auf der Mitte der Mondscheibe, während
der Beobachter in B den Punkt P in der
Mitte sieht und dem entsprechend auch
den Mondumfang in der Richtung des
Pfeils weiter verfolgen kann als A. Am
größten wird dieser Unterschied für den
Punkt C des Erdumfangs, für welchen
MC eine Tangente ist, also der Mittel
punkt Q der Mondscheibe gerade im Hon-