Full text: Lexikon der Astronomie

Meridiankreis. 
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4 Zoll Breite.« Römers Vorgang blieb 
im vorigen Jahrhundert ohne Nachah 
mung bèi den Astronomen; erst in diesem 
Jahrhundert vereinigte man, und zwar 
hauptsächlich in Deutschland, Passage 
instrument und Mauerkreis zu einem 
einzigen Instrument, und vorzüglich war 
es Reichenbach, der die Konstruktion 
des Meridiankreises zu großer Vollendung 
brachte. In England und Frankreich hat 
derselbe erst viel später Eingang gefunden. 
Nach obenstehender Beschreibung Rö 
mers und dem im Art. »Durchgangs- 
instruinent« bezüglich des Passageinstru 
ments Gesagten kann man sich leicht ein 
Bild vom M. machen, und eö bleibt bloß 
übrig, noch einige Einzelheiten seiner Ein 
richtung zu erwähnen. 
Zunächst ist dafür Sorge getragen, daß 
nur ein ganz geringer Teil der vast des 
Instruments auf die beiden die Drehungs 
achse tragenden Lager drückt. Ruhte die 
ganze Last auf diesen Lagern, so würden 
die Zapfen an den beiden Enden der Achse 
bald abgenutzt werden und ihren kreis 
förmigen Querschnitt verlieren; infolge 
davon aber würde bei Drehung des In 
struments um die Achse das Fernrohr bald 
nach der einen, bald nach der andern Seite 
von der Ebene des Meridians ablveichen. 
Um eine solche Abnutzung zu vermeiden, 
ist jede Seite der Achse durch Friktions 
rollen unterstützt, und dem auf diesen la 
stenden Druck wird durch Gewichte, die 
am Ende von Hebeln angebracht sind, das 
Gleichgewicht gehalten. 
Um ferner eine gleichmäßigere Belastung 
der Drehungsach>e herzustellen, trägt die 
selbe auf jeder Seite einen in der Ebene 
des Meridians befindlichen Kreis. Beide 
Kreise sind gleichgroß und gleichschwer, 
doch ist meist nur der eine geteilt. Die 
Ablesung auf dem Limbus dieses Kreises 
erfolgt durch Mikroskope (vgl. Ablesemikro- 
skop) ’ deren Objektive dem Limbus gegen 
über fest angebracht sind. Daniit die Lim- 
busteile, welche man beobachtet, gehörig 
hell sind, werden sie von einer Lampe er 
leuchtet, die zugleich auf die im Art. »Fa 
denkreuz« beschriebene Art in das Innere 
des Fernrohrs Licht sendet. Von dieser 
Lampe aus gehen Rohre mit Sammel 
linsen nach den zu beleuchtenden Stellen 
hin, und neben diesen Rohren sind die 
jenigen Rohre angebracht, welche die 
Mikroskope enthalten. Um genaue Re 
sultate zu erhalten, ist es nötig, ein und 
denselben Winkel mehrmals an verschie 
denen Stellen der Kreisleitung abzulesen. 
Deshalb sind mindestens zwei Mikroskope 
an Punkten des Limbus angebracht, die ein 
ander diametral gegenüberstehen; größere 
Instrumente haben noch mehr Mikroskope. 
Abweichungen der Drehungsachse von 
der horizontalen Lage werden an dem Ni 
veau erkannt, das an der Achse aufgehängt 
ist, und durch Verstellung des einen Achsen 
lagers beseitigt. 
Um das Fernrohr genau in die Ebene 
des Meridians zubringen, beobachtet man 
einen Zirkumpolarstern, am besten den 
Polarstern selbst, erst in der obern und 
dann in der untern Kulmination. Bei 
richtiger Aufstellung des Instruments ist 
die Zwischenzeit zwischen beiden Kulmi 
nationen genau 12 Stunden Sternzeit; 
das Fernrohr weicht aber nach W. oder 
O. ab, je nachdem die Zwischenzeit we 
niger oder mehr als 12 Stunden beträgt. 
Durch Korrektion der Achsenlager in azi 
mutaler Richtung lassen sich kleine Ab 
weichungen beseitigen. 
Ein Instrument von so großen Dimen 
sionen wie der M. ist aber nicht auf die 
Dauer genau in der Stellung zu erhalten, 
in die man es einnial gebracht hat. Des 
halb ist es notwendig, jederzeit rasch die 
Abweichung des Fernrohrs vom Meridian 
auffinden zu können. Zu dem Zweck be 
diente man sich früher eines Meridian- 
zeichens, bestehend aus einer im Meri 
dian des Instruments, einige Kilometer 
von diesem entfernt, aufgestellten Säule, 
die am obern Teil eine Skala mit verti 
kalen Strichen trägt. Hat man nun durch 
wiederholte Beobachtung des Polarsterns 
den Teilstrich bestimmt, der dem Meridian 
entspricht, und kennt man den Wert eines 
Skalenteils in Sekunden, so braucht man 
das Fernrohr nur auf die Skala zu rich 
ten, um sofort die Abweichung vom Me 
ridian zu erhalten. Da aber die Beobach 
tung eines so weit in horizontaler Rich 
tung entfernten Signals wegen der durch
	        
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