Full text: Lexikon der Astronomie

366 
Orion. 
bewirkt werde durch das zeitweilige Da 
vortreten eines andern Sterns mil stark 
absorbierender Atmosphäre. Im ganzen 
ist das Spektrum dem der Sonnenflecke 
ähnlich, was auch eine ähnliche Konstitu 
tion wahrscheinlich mackt. 
Das merkwürdigste Gebilde dieser scho 
nen Konstellation ist aber der berühmte 
Nebel südlich vom mittelsten Stern des 
Gürtels, im Schwerte des O., in einer Ge- 
end, die infolge des Zusammendrängens 
leiner Sterne dem bloßen Auge in mil 
dem Lichtschimmer erglänzt. Derselbe 
wurde schon 1618 von Ey sät zur Ver 
gleichung mit dem großen Kometen die 
ses Jahrs benutzt. Galilei hat den 
selben nicht gekannt; was er als Xedu- 
losa Orionis bezeichnet, ist seiner eignen 
Erklärung zufolge nur eine Anhäufung 
kleiner Sterne im Kopf des O. Cysats 
Beobachtungen wurden damals wenig be 
kannt, und so kam es, daß Huygens 
1656 diesen Nebel ausö neue entdeckte. 
In seinem »sterna Satumium« (1659) 
hat er die erste rohe Abbildung dieses 
merkwürdigen Objekts und zugleich eine 
durch ihre Frische und Lebhaftigkeit aus' 
gezeichnete Schilderung des Eindrucks ge 
geben, den die Beobacktung desselben 
durch ein Fernrohr von 23 Fuß Brenn 
weite auf ihn machte. »Im Schwerte des 
O.«, so schreibt er, »werden von den Astro 
nomen drei Sterne aufgezählt, die nahe 
aneinander liegen. Als ich nun zufällig 
1656 den mittlern dieser Sterne durch 
mein Fernrohr betrachtete, zeigten sich mir 
statt eines einzelnen Fixsterns zwölf, was > 
allerdings nichts Seltenes ist. Don diesen 
waren drei einander fast berührend, und 
vier leuchteten wie durch einen Nebel, so 
daß der Raum um sie her... viel heller 
erschien als der übrige Himmel. Dieser 
war gerade sebr heiter und zeigte sich ganz 
schwarz; es war daher die Erscheinung, als 
gebe es hier eine Öffnung, eine Unter 
brechung. Alles dies sah ich bis auf den 
beutigen Tag mehrmals und in derselben 
Gestalt unverändert, also daß dies Wun 
derwesen. was eS auch fein möge, dort 
seinen Sitz wahrscheinlich für immer hat. 
Etwas Ähnliches habe ich bei den übrigen 
Fixsternen nicht gesehen.» Nach Huygens 
haben sich zahlreiche Astronomen mit dem 
Orionnebel beschäftigt und Abbildungen 
desselben geliefert, so Messier, Leaen- 
til, beide Herschel, O. Struve, Lia- 
puocoff, beide Bond, de Vico, La- 
mont, Lord Rosse, Secchi, d'Arrest 
und in neuester Zeit Tempel. Durch 
diese Arbeiten ist eine sehr ins einzelne 
gehende Topographie dieses Nebels ge 
wonnen worden, wobei allerdings eine 
vollständige Übereinstimmung der verschie 
denen Zeichnungen wegen verschiedener 
. Leistungsfähigkeit der Beobachtungsinstru 
mente nicht zu erreichen ist. Den verschie 
denen Teilen des Nebels sind Namen ge 
geben worden: das schon erwähnte Trapez 
(der vielfache Stern o) steht an einer fast 
ganz nebelsreien Stelle, rings umgeben 
von Nebel, und auch von O. her ragt eine 
nebelfreie Region bis nahe an dasselbe, der 
Große Busen (Sinus magnus), während 
ober- und besonders unrerhalb desselben 
die Nebelmasse sich weiter nach O. hin aus 
dehnt. Dadurch erhält der Nebel im Fern 
rohr , das uns alles umgekehrt zeigt, das 
Aussehen eines geöffneten Tierrachens, 
mit dem es Legentil verglichen hat. 
Unterbalb (im Fernrohr oberhalb) des 
Trapezes liegt die Huygenssche Region 
(Regio Huygeniana), in welcher Bond 
zuerst ein flockiges, fast sternähnliches Zu 
sammenballen der Nebelmaterie beobach 
tet hat. Man hat daraus mit Unrecht auf 
die Auflösbarkeit dieser Region in einzelne 
Sterne geschlossen; die Spektralanalyse 
hat nur die drei hellen Linien, die den 
Gasnebeln eigen sind, und eine vierte 
schwache Linie erkennen lassen und damit 
dargethan, daß wir es hier mit glübenden 
Wasserstoff- und Stickstoffgasmassen zu 
thun haben. Auch in keinem der andern 
rein nebeligen Teile hat man ein andres 
als ein solches Gasspektrum beobachtet. 
Die innerhalb des Nebels stehenden Sterne 
aber, soweit sie hinlänglich lichtstark für 
eine spektroskopische Untersuchung sind, zei 
gen ein von zahlreichen dunkeln Absorp- 
ttonslinien durchzogenes kontinuierliches 
Spektrum, welches dem Typus der Sonne 
! angehört. 
Die hellsten Partien des Nebels sind in 
^ der Umgebung des Trapezes. Die Aus-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.