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Orion.
bewirkt werde durch das zeitweilige Da
vortreten eines andern Sterns mil stark
absorbierender Atmosphäre. Im ganzen
ist das Spektrum dem der Sonnenflecke
ähnlich, was auch eine ähnliche Konstitu
tion wahrscheinlich mackt.
Das merkwürdigste Gebilde dieser scho
nen Konstellation ist aber der berühmte
Nebel südlich vom mittelsten Stern des
Gürtels, im Schwerte des O., in einer Ge-
end, die infolge des Zusammendrängens
leiner Sterne dem bloßen Auge in mil
dem Lichtschimmer erglänzt. Derselbe
wurde schon 1618 von Ey sät zur Ver
gleichung mit dem großen Kometen die
ses Jahrs benutzt. Galilei hat den
selben nicht gekannt; was er als Xedu-
losa Orionis bezeichnet, ist seiner eignen
Erklärung zufolge nur eine Anhäufung
kleiner Sterne im Kopf des O. Cysats
Beobachtungen wurden damals wenig be
kannt, und so kam es, daß Huygens
1656 diesen Nebel ausö neue entdeckte.
In seinem »sterna Satumium« (1659)
hat er die erste rohe Abbildung dieses
merkwürdigen Objekts und zugleich eine
durch ihre Frische und Lebhaftigkeit aus'
gezeichnete Schilderung des Eindrucks ge
geben, den die Beobacktung desselben
durch ein Fernrohr von 23 Fuß Brenn
weite auf ihn machte. »Im Schwerte des
O.«, so schreibt er, »werden von den Astro
nomen drei Sterne aufgezählt, die nahe
aneinander liegen. Als ich nun zufällig
1656 den mittlern dieser Sterne durch
mein Fernrohr betrachtete, zeigten sich mir
statt eines einzelnen Fixsterns zwölf, was >
allerdings nichts Seltenes ist. Don diesen
waren drei einander fast berührend, und
vier leuchteten wie durch einen Nebel, so
daß der Raum um sie her... viel heller
erschien als der übrige Himmel. Dieser
war gerade sebr heiter und zeigte sich ganz
schwarz; es war daher die Erscheinung, als
gebe es hier eine Öffnung, eine Unter
brechung. Alles dies sah ich bis auf den
beutigen Tag mehrmals und in derselben
Gestalt unverändert, also daß dies Wun
derwesen. was eS auch fein möge, dort
seinen Sitz wahrscheinlich für immer hat.
Etwas Ähnliches habe ich bei den übrigen
Fixsternen nicht gesehen.» Nach Huygens
haben sich zahlreiche Astronomen mit dem
Orionnebel beschäftigt und Abbildungen
desselben geliefert, so Messier, Leaen-
til, beide Herschel, O. Struve, Lia-
puocoff, beide Bond, de Vico, La-
mont, Lord Rosse, Secchi, d'Arrest
und in neuester Zeit Tempel. Durch
diese Arbeiten ist eine sehr ins einzelne
gehende Topographie dieses Nebels ge
wonnen worden, wobei allerdings eine
vollständige Übereinstimmung der verschie
denen Zeichnungen wegen verschiedener
. Leistungsfähigkeit der Beobachtungsinstru
mente nicht zu erreichen ist. Den verschie
denen Teilen des Nebels sind Namen ge
geben worden: das schon erwähnte Trapez
(der vielfache Stern o) steht an einer fast
ganz nebelsreien Stelle, rings umgeben
von Nebel, und auch von O. her ragt eine
nebelfreie Region bis nahe an dasselbe, der
Große Busen (Sinus magnus), während
ober- und besonders unrerhalb desselben
die Nebelmasse sich weiter nach O. hin aus
dehnt. Dadurch erhält der Nebel im Fern
rohr , das uns alles umgekehrt zeigt, das
Aussehen eines geöffneten Tierrachens,
mit dem es Legentil verglichen hat.
Unterbalb (im Fernrohr oberhalb) des
Trapezes liegt die Huygenssche Region
(Regio Huygeniana), in welcher Bond
zuerst ein flockiges, fast sternähnliches Zu
sammenballen der Nebelmaterie beobach
tet hat. Man hat daraus mit Unrecht auf
die Auflösbarkeit dieser Region in einzelne
Sterne geschlossen; die Spektralanalyse
hat nur die drei hellen Linien, die den
Gasnebeln eigen sind, und eine vierte
schwache Linie erkennen lassen und damit
dargethan, daß wir es hier mit glübenden
Wasserstoff- und Stickstoffgasmassen zu
thun haben. Auch in keinem der andern
rein nebeligen Teile hat man ein andres
als ein solches Gasspektrum beobachtet.
Die innerhalb des Nebels stehenden Sterne
aber, soweit sie hinlänglich lichtstark für
eine spektroskopische Untersuchung sind, zei
gen ein von zahlreichen dunkeln Absorp-
ttonslinien durchzogenes kontinuierliches
Spektrum, welches dem Typus der Sonne
! angehört.
Die hellsten Partien des Nebels sind in
^ der Umgebung des Trapezes. Die Aus-