Full text: Lexikon der Astronomie

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Parallaxe (VcnuSdurchgängc 1761 und 1769). 
mittels deö dritten Keplerschen Gesetzes die 
P. der Sonne bestimmen. Die Methode 
erfordert also, daß zwei in Richtung der 
Breite möglichst weit voneinander ent 
fernte, mit Fernrohr und Uhr ausgerüstete 
Beobachter die Dauer des Verweilens der 
Venus vor der Sonne messen, zu welchem 
Zweck die Momente des Ein-und Austritts 
mit möglichster Genauigkeit zu bestimmen 
sind. Das Verfahren wird deshalb die 
Methode des Verweilens genannt. 
Eine andre Methode hat bald nach Hal 
ley der französische Astronom Jos. De- 
lisle vorgeschlagen. Während ein Beob 
achter die VenuS gerade am Sonncurand 
erblickt, wird sie sich für einen andern, der 
beträchtlich weit westlich von demselben 
steht, auf der Ostseite befinden. Kennt man 
nun den Längenunterschied der beiden 
Beobachtungsorte, und bestimmt man die 
Momente eines Kontakts der Venus und 
Sonne für beide Stationen, so laßt sich 
daraus auch die Differenz der Parallaxen 
von Venus und Sonne und daraus die 
P. der letztern berechnen. Diese Methode, 
welche man alsMethode derKontakte 
bezeichnet, erfordert also die Beobachtung 
von bloß einem einzigen Kontakt und ist 
insofern vor der Halleyschen bevorzugt, 
als sie nur während einer ganz kurzen 
Zeit (während des Ein- oder Austritts der 
Venus) günstiges Wetter erfordert. Da 
gegen macht die Delislesche Methode die 
genaue Ermittelung des Längenunter- 
schieds notwendig, eine Aufgabe, die man 
erst in neuerer Zeit mit befriedigender 
Schärfe zu lösen gelernt hat; vgl. Länge. 
Bei den besprochenen beiden Methoden 
ist es notwendig, genau die Augenblicke 
der Berührung oder des Kontakts von 
Sonne und Venus zu beobachten. Solcher 
Berührungen gibt es vier: die äußere und 
hierauf die innere Berührung beim Ein 
tritt, die innere und dann die äußere beim 
Austritt. Die Beobachtung dieser Kon 
takte wird indessen wesentlich erschwert 
und ungenau gemacht durch die Erschei 
nung des schwarzen Tropfens; vgl. 
Durchgang, S. 98. 
Die ichsten Venusdurchgänge, nachdem 
Halley auf die Bedeutung derselben für 
Bestimmung der Sonnenparallare auf 
merksam gemacht, fanden 6. Juni 1761 
lmd 3. Juni 1769 statt, und auf Anre 
gung der bedeutendsten zeitgenössischen Ge 
lehrten wurden von den Regierungen Be 
obachter nach den bedeutendsten Punkten 
gesandt. So schickte zur Beobachtung deö 
Durchgangs von 1761 England den Astro 
nomen Maskelyne nach St. Helena; 
Mason und Diron sollten nach Suma 
tra gehen, kamen aber infolge verspäteter 
Abreise bloß bis anö Kap der Guten Hoff 
nung. Die französische Akademie sandte 
Pingrè nach der Insel Rodriguez im 
Indischen Ozean. Legentil wollte nach 
Indien gehen, kam aber infolge des da 
mals zwischen Engländern und Franzosen 
herrschenden Kriegs nicht rechtzeitig an 
sein Ziel und blieb nun bis 1769 in Pom 
ditscherri. Aber gerade als er seine Beobach 
tung anstellen wollte, verhüllte eine Wolke 
die Sonne. Ferner gingen im Auftrag der 
Petersburger Akademie Chappe d'Au- 
teroche und Rumowsky nachTobolsk; 
die Stockholmer Akademie ließ in Stock 
holm, Upsala, Tornea, Cajancborg, Her- 
nösand, Lund, Landskrona und Kalmar, 
die Kopenhagener in Kopenhagen und 
Drontheim beobachten. Außerdem gingen 
auch noch von den Missionen in China 
und Ostindien sowie von Liebhabern der 
Astronomie in Madras, Kalkutta und 
verschiedenen Städten Europas Beobach 
tungen ein. Die umfassendste Bearbeitung 
dieser Beobachtungen rührt von Encke 
her, der aus ihnen 1822 als Wert für 
die Horizontal-Aquatorialparallare der 
Sonne 8,5309" berechnete. 
Günstiger noch war der Venusdurch 
gang 1769, bei welchem man in der Polar 
zone Ein- und Austritt beobachten konnte. 
Es wurde nun von Dänemark der Wiener- 
Astronom Pater Hell nach Wardöhus 
bei Hammerfest geschickt, England sandte 
Bayley und Diron nach Hammerfest 
und dem Nordkap, während schwedische 
Astronomen in Cajaneborg und Pcllo be 
obachteten. Im Auftrag der Petersburger- 
Akademie gingen die Genfer Astronomen 
Maillet und Pictet nach Ponoi und 
Umba, Rumowsky beobachtete zu Kola 
in Sibirien, außerdem waren Beobackter 
angestellt in Orsk, Orenburg, Kuriew
	        
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