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Planeten (direkte und
retrograde Beweguilg).
Auf diese Weise gelang es in der
That, ebenso wie früher mit den homo
zentrischen Sphären, die direkte und retro
grade Bewegung der P. sowie ihre Still
stände mit befriedigender Genauigkeit dar
zustellen, und als im Lauf der Zeit sich
Abweichungen von der Theorie heraus
stellten, beseitigte man dieselben durch Hin
zufügung neuer Kreise; vgl. Epicykel.
Wurde nun auch durch dieses Hilfsmit
tel den Erscheinungen Rechnung getragen,
so war doch die ganze Theorie in hohem
Grad verwickelt. Dem machte erst das
System ein Ende, welches Kopernikus
1543 in seinem Werk »Über die Umläufe
der Himnielskörper« entwickelte. Derselbe
stellte die Sonne in die Mitte des Welt
alls, und um sie laufen, alle in derselben
Richtung von W. nach O-, in immer
weitern "Bahnen Merkur, Venus, Erde,
Mars,JupiterundSaturn. Indem er die
Erde selbst sich auch um die Sonne bewegen
ließ, erklärte er auf eine einfache Weise
die rechten und rückläufigen Bewegungen
sowie die Stillstände der P. Sind z. B.
Fig. i.
Scheinbare Bewegung der obern
Planeten.
in Fig. 1 8, E, J die Sonne, die Erde und
der Jupiter, so steht der letztere in Oppo
sition zur Sonne. E und J bewegen sich
nun in Richtung der Pfeile; da aber Ju-
piter in ungefähr 12 Jahren eilten Um
lauf vollendet, die Erde aber in einem
Jahr, so gelangt J nach J 1( während die
Erde von E nach E ? geht. Die Linie E J
ist also in EiJi übergegangen, sie hat
sich entgegen der Bewegung von 8E (in
Richtung der Bewegung eines Uhrzeigers)
gedreht und trifft in ihrer Verlängerung
Punkte des Himmels, die weiter zurück
liegen; Jupiter ist also rückläufig. Diese
rückläufige Bewegung wird immer lang
samer und verschwindet endlich ganz,wenn
die Verbindungslinie zwischen der Erde E 2
und dem Jupiter J 2 die Erdbahn gerade be
rührt; dann bewegt sich die Erde gerade
vom Jupiter fort, letzterer scheint am Fir-
sternhimmel festzustehen, er ist stationär.
Von da an wird Jupiter rechtläufig, wie
man sieht, wenn man die Linie E 2 J 2 mit
der in entgegengesetztem Sinn (entgegen
der Bewegung eines Uhrzeigers) gedreh
ten Linie E 3 J 3 vergleicht, welche die in
E 3 stehende Erde mit der Stellung J 3
des Jupiter verbindet. Diese rechtlänfige
Bewegung ist am schnellsten, wenn der
Jupiter J 4 in Konjunktion mit der Sonne
ist; die Erde E 4 und der Jupiter st 4 gehen
dann parallel, aber nach entgegengesetzten
Richtungen. Von da an wird die direkte
Bewegung des Jupiter schwächer und ver
schwindet ganz, wenn derselbe in J 5 , die
Erde aber in E 3 steht, so daß die Linie E 5 J 5
die Erdbahn gerade berührt; Jupiter wird
dann stationär, undseine direkte Bewegung
geht nun wieder in die retrograde über.
Diese ist am raschesten, wenn der Jupiter
bei J 6 , die Erde bei E 3 , ersterer also wie
der in Opposition zur Sonne steht.
Ähnlich erklären sich auch die Erschei
nungen bei den untern P. In Fig. 2 mö
gen V, Y 1( V 2 ... Stellungen der Venus,
E, E 1( E 2 ... die gleichzeitigen Stellungen
der Erde sein, 8 bedeutet die Sonne. Bei
V erscheint uns die Venus in ihrer größ
ten östlichen Elongation; vergleicht mau
nun die Linien EV, EjVj, E 2 V 2 und
E 3 V 3 miteinander, so erkennt man, daß
jede von ihnen im Vergleich zur vorher
gehenden eine Drehung erfahren hat, die
der Bewegung eines Uhrzeigers entgegen
gesetzt ist; Venus erscheint uns daher recht
läufig, wie auch schon vor der Lage V.
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