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©citum.
Lösung er 1659 in seiner Schrift »Sy-
stema Saturnium« mit den Worten gab:
»Annulo cingitur, tenui plano, nus
quam cohaerente, ad eclipticam incli
nato« (»Er wird umgeben von einem
dünnen, ebenen, nirgends mit ihm zu
sammenhängenden, gegen die Ekliptik ge
neigten Ring«).
Um 1665 bemerkte zuerst der Englän
der William Ball und 1675 auch Cas
sini eine dunkle Linie aus der Oberfläche
des Ringes, in welcher später Maraldi
einen den Ring teilenden Zwischenraum
erkannte. Diese Ringe sind Heller als der
Planet selbst, und der'äußere ist noch Heller
als der innere. Könnten wir rechtwinkelig
auf dieselben sehen, so würden sie uns
kreisförmig erscheinen; da dies aber nicht
der Fall ist, so sehen wir sie gewöhnlich
elliptisch begrenzt; doch ist die Form der
Ellipse veränderlich. Ta nämlich die Ebene
der Ringe beständig parallel bleibt, so
sehen wir nur die schmale Kante des
Ringsystems, wenn der S. in einen der
beiden Knoten seiner Bahn mit der Erd
bahn tritt. Durch gute Fernrohre erscheint
dann diese Kante als eine hell glänzende
Lichtlinie. Doch kann es auch kommen,
daß der Ring uns die im Schatten lie
gende Seite dieser Kante zukehrt, und
dann ist gar nichts von dem Ring sichtbar.
So war es z. B. Ende Februar 1878.
Befindet sich aber der S. an den beiden
Punkten seiner Bahn, die um 90° von
den Knoten entfernt sind, so ist die kleine
Achse der Ringellipse am größten; da
nämlich die Neigung der Ringebene zur
Ekliptik 28° 10' beträgt, so verhalten sich
die Achsen der Ellipse wie sin 28° 10': 1,
d. h. wie 0,47:1. Diese verschiedenen Er
scheinungen des Ringes liegen der Zeit
nach um ein Viertel der UmlanfSzeit des
Planeten auseinander.
Die Dimensionen der beiden Riüge
sind wiederholt gemessen worden. Kaiser
fand in mittlerer Entfernung den schein
baren Durchmesser
des äußern Randes . . . 39,471"
der Spalte 34,227
des innern Randes . . . 27,859,
woraus sich
der Durchmesser des äußern Randes — 271000 km
der Durchmesser der Spalte . . . — 235000 -
der Durchmesser des innern Ringes — 192000 km
die Gesamtbreite der Ringe . . . — 40000 -
die Breite des dunkeln Raums zwi
schen S. und dem innern Ring . — 36000 -
ergibt. Die Dicke der Ringe scheint sehr
gering zu sein und 200—300 hm nicht
zu übersteigen.
Übrigens liegt der S. nicht ganz kon
zentrisch mit den Ringen, sondern etwas
westlich. DieseTHatsache ist vonSchwabe
in Dessau im September 1827 entdeckt
und später von andern Beobachtern bestä
tigt worden; merkwürdigerweise gedenkt
ihrer schon der Propst Galtet in Avig
non 1684.
Zu den beiden bis dahin bekannten
Ringen wurde im November 1850 noch
ein dritter ungefähr gleichzeitig vonB ond
in Cambridge in den Vereinigten Staaten
und Dawes bei Maidstone in England
entdeckt. Dieser Ring liegt in dem Raum
zwischen dem Planeten und dem innern
Rande des obenerwähnten Ringsystems.
Derselbe ist sehr lichtschwach, fast dunkel
und namentlich an seinem innern Rande
durchscheinend, daher er da, wo er für
uns vor den Planeten tritt, infolge des
Durchleuchtens des letztem schmäler er
scheint. Aber auch in den beiden äußern
Ringen sind schon seit längerer Zeit wie
derholt Teilungölinien beobachtet worden,
die aber nicht konstant zu sein schienen.
Neuerdings hat Trouvelot, der den S.
längere Zeit mit den großen Refraktoren
von Cambridge und Washington beobach
tet hat, im ganzen sechs Ringe unterschie
den. Es zerfällt nämlich bei ihm der äußere
Ring in zwei, der innere in drei Teile,
und dazu kommt noch der dunkle Ring.
Die Ringe zeigen mancherlei Uneben
heiten, wie noch neuerdings Trouvelot
aus der Form des Schattens erwiesen hat,
den der Planet auf sie wirft. Aus der
Beobachtung einzelner Erhöhungen hat
man näherungsweise die Rotationszeit
des Ringes bestimmt, welche der des Pla
neten gleich zu sein scheint.
Hält es schon schwer, sich von der mate
riellen Beschaffenheit des S. selbst eine
j klare Vorstellung zu machen, so ist es