Full text: Lexikon der Astronomie

436 
©citum. 
Lösung er 1659 in seiner Schrift »Sy- 
stema Saturnium« mit den Worten gab: 
»Annulo cingitur, tenui plano, nus 
quam cohaerente, ad eclipticam incli 
nato« (»Er wird umgeben von einem 
dünnen, ebenen, nirgends mit ihm zu 
sammenhängenden, gegen die Ekliptik ge 
neigten Ring«). 
Um 1665 bemerkte zuerst der Englän 
der William Ball und 1675 auch Cas 
sini eine dunkle Linie aus der Oberfläche 
des Ringes, in welcher später Maraldi 
einen den Ring teilenden Zwischenraum 
erkannte. Diese Ringe sind Heller als der 
Planet selbst, und der'äußere ist noch Heller 
als der innere. Könnten wir rechtwinkelig 
auf dieselben sehen, so würden sie uns 
kreisförmig erscheinen; da dies aber nicht 
der Fall ist, so sehen wir sie gewöhnlich 
elliptisch begrenzt; doch ist die Form der 
Ellipse veränderlich. Ta nämlich die Ebene 
der Ringe beständig parallel bleibt, so 
sehen wir nur die schmale Kante des 
Ringsystems, wenn der S. in einen der 
beiden Knoten seiner Bahn mit der Erd 
bahn tritt. Durch gute Fernrohre erscheint 
dann diese Kante als eine hell glänzende 
Lichtlinie. Doch kann es auch kommen, 
daß der Ring uns die im Schatten lie 
gende Seite dieser Kante zukehrt, und 
dann ist gar nichts von dem Ring sichtbar. 
So war es z. B. Ende Februar 1878. 
Befindet sich aber der S. an den beiden 
Punkten seiner Bahn, die um 90° von 
den Knoten entfernt sind, so ist die kleine 
Achse der Ringellipse am größten; da 
nämlich die Neigung der Ringebene zur 
Ekliptik 28° 10' beträgt, so verhalten sich 
die Achsen der Ellipse wie sin 28° 10': 1, 
d. h. wie 0,47:1. Diese verschiedenen Er 
scheinungen des Ringes liegen der Zeit 
nach um ein Viertel der UmlanfSzeit des 
Planeten auseinander. 
Die Dimensionen der beiden Riüge 
sind wiederholt gemessen worden. Kaiser 
fand in mittlerer Entfernung den schein 
baren Durchmesser 
des äußern Randes . . . 39,471" 
der Spalte 34,227 
des innern Randes . . . 27,859, 
woraus sich 
der Durchmesser des äußern Randes — 271000 km 
der Durchmesser der Spalte . . . — 235000 - 
der Durchmesser des innern Ringes — 192000 km 
die Gesamtbreite der Ringe . . . — 40000 - 
die Breite des dunkeln Raums zwi 
schen S. und dem innern Ring . — 36000 - 
ergibt. Die Dicke der Ringe scheint sehr 
gering zu sein und 200—300 hm nicht 
zu übersteigen. 
Übrigens liegt der S. nicht ganz kon 
zentrisch mit den Ringen, sondern etwas 
westlich. DieseTHatsache ist vonSchwabe 
in Dessau im September 1827 entdeckt 
und später von andern Beobachtern bestä 
tigt worden; merkwürdigerweise gedenkt 
ihrer schon der Propst Galtet in Avig 
non 1684. 
Zu den beiden bis dahin bekannten 
Ringen wurde im November 1850 noch 
ein dritter ungefähr gleichzeitig vonB ond 
in Cambridge in den Vereinigten Staaten 
und Dawes bei Maidstone in England 
entdeckt. Dieser Ring liegt in dem Raum 
zwischen dem Planeten und dem innern 
Rande des obenerwähnten Ringsystems. 
Derselbe ist sehr lichtschwach, fast dunkel 
und namentlich an seinem innern Rande 
durchscheinend, daher er da, wo er für 
uns vor den Planeten tritt, infolge des 
Durchleuchtens des letztem schmäler er 
scheint. Aber auch in den beiden äußern 
Ringen sind schon seit längerer Zeit wie 
derholt Teilungölinien beobachtet worden, 
die aber nicht konstant zu sein schienen. 
Neuerdings hat Trouvelot, der den S. 
längere Zeit mit den großen Refraktoren 
von Cambridge und Washington beobach 
tet hat, im ganzen sechs Ringe unterschie 
den. Es zerfällt nämlich bei ihm der äußere 
Ring in zwei, der innere in drei Teile, 
und dazu kommt noch der dunkle Ring. 
Die Ringe zeigen mancherlei Uneben 
heiten, wie noch neuerdings Trouvelot 
aus der Form des Schattens erwiesen hat, 
den der Planet auf sie wirft. Aus der 
Beobachtung einzelner Erhöhungen hat 
man näherungsweise die Rotationszeit 
des Ringes bestimmt, welche der des Pla 
neten gleich zu sein scheint. 
Hält es schon schwer, sich von der mate 
riellen Beschaffenheit des S. selbst eine 
j klare Vorstellung zu machen, so ist es
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.