Sonne (Helligkeit). 453
bald in größerer, bald in geringerer Häu
figkeit und Intensität hauptsächlich in der
Nähe des Sonnenrands sichtbar werden.
Sie ziehen sich oft auf Tausende von Kilo
metern hin, ändern aber Helligkeit n. Form
sehr schnell und stehen unzweifelhaft in en
gem Zusammenhang mit den weiterhin zu
erwähnenden Sonnenflecken sowie mit
den Protuberanzen, denn alle diese
Erscheinungen nehmen gleichzeitig an In
tensität und Häufigkeit ab und zu.
4) Die Helligkeit derS. nimmt von
der Mitte nach dem Rand hin beständig
ab. Man erkennt dies sehr leicht, wenn
maii die S. durch ein dunkles Glas be
trachtet, und genauere Messungen haben
gezeigt, daß nicht nur die Helligkeit, son
dern auch die Intensität der Wärmestrah
lung und der chemisch wirksamen Strah
len eine derartige Abnahme haben. Die
neuesten Messungen bezüglich der Licht
strahlen rühren von Picke ring in Cam
bridge (Massachusetts), bezüglich der Wär-
mcstrahlen von Langtey in Alleghany,
bezüglich der chemischen Strahlen von Vo
gel auf dem astrophysikalischen Observa
torium bei Potsdam her. Die nachstehende
Tabelle läßt die für die verschiedenen Ar
ten der Strahlen verschieden starke Ab
nahme nach dem Rand zu erkennen; der
Abstand vom Mittelpunkt der Scheibe ist
dabei in Teilen des Halbmessers — 1 aus
gedrückt, die Strahlung im Mittelpunkt
ist — 100 gesetzt.
Intensität der Licht-, Wärme- und chemischen
Strahlung aus der Sonnenschcibe.
Entfernung v.
Mittelpunkt
Licht
strahlen
Wärme-
strahlen
Chemische
Strahlen
O,00
100
100
100
0,25
97
99
98
0,50
91
95
90
0,75
79
86
66
0,95
55
25
0,96
—
62
23
0,98
—
50
18
1,00
37
—
13
Man sieht hieraus, daß die Abnahme
am langsamsten bei den Wärme- und am
schnellsten bei den chemischen Strahlen von
statten geht.
Die Ursache dieser Abnahme der Jnten-
sität nach dem Rand hin ist in der Ab
sorption der Strahlen durch die Atmo
sphäre zu suchen. Die von der Mitte der
Sonnenscheibe kommenden Strahlen gehen
senkrecht durch die Schichten der Atmo
sphäre, haben also in ihr einen kürzern
Weg zurückzulegen und erleiden daher eine
geringere Absorption als die Randstrah
len, welche in tangentialer Richtung einen
weiten Weg durch die Atmosphäre zu ma
chen haben. Die Verschiedenartigkeit der
Abnahme bei Strahlen verschiedener Art
entspricht der physikalischen Erfahrung,
daß die chemischen Strahlen am meisten,
die Wärmestrahlen am wenigsten von Ga
sen und Dämpfen absorbiert werden. Es
folgt aber aus der Existenz einer solchen
Atmosphäre der S. weiter, daß überhaupt
ein beträchtlicher Teil der Strahlen, die
der Sonnenkörper aussendet, von jener
absorbiert wird, so daß wir nur einen Teil
erhalten. Wie groß der Gesamtbetrag der
Absorption ist, darüber kann man freilich
nur Vermutungen aussprechen: Laplace
schätzte ihn auf n /i2, Secchi auf 9 /io der
ganzen Strahlung.
Secchi hat früher aus seinen Beobach
tungen den Satz abgeleitet, daß die äqua
torialen Gegenden der S. eine höhere
Temperatur besitzen als die polaren; die
Messungen Langleys haben indessen
nichts derartiges ergeben. Ebenso haben
diese Messungen keine Bestätigung für
einen andern Schluß geliefert, denS ec ch i
aus seinen Beobachtungen abgeleitet hatte,
daß nämlich ein wesentlicher Temperatur
unterschied zwischen der nördlichen und
südlichen Hemisphäre besteht. Noch vor
wenigen Jahren haben zwei französische
Gelehrte, Cruls und Lacaille, auf
Grund ihrer Beobachtungen behauptet,
die Temperatur der Südhemisphäre der
S. sei nur 3 U von der der Nordhemisphäre.
Langley hat indessen nur ganz geringe,
weniger als 1 Proz. betragende Unter
schiede gefunden, die ohne Zweifel Beob
achtungsfehlern zuzuschreiben sind.
Ferner haben Nervander und BuijS-
Ballot dieVermutung ausgesprochen, daß
die verschiedenen Meridiane derS. verschie
dene Temperaturen besitzen, und daß sich
demnach die Rotation der S. in den Tem