Full text: Lexikon der Astronomie

Astrophotometrie. 43 
bei Engländern und Franzosen die A. ge 
fördert wurde, nehmen in diesem Jahr 
hundert alle Nationen Europas Anteil 
an den Fortschritten dieser Wissenschaft, 
und an zahlreichen Orten stehen ihr treff 
lich eingerichtete Sternwarten zur Ver 
fügung ; auch die Neue Welt hat sich in 
den letzten Jahrzehnten mit großartigen 
Hilfsmitteln an den astronomischen Be 
strebungen der Alten Welt beteiligt. Außer 
den regelmäßigen Arbeiten der verschiede 
nen Sternwarten und den Forschungen 
der einzelnen Astronomen bilden einen 
bemerkenswerten Charakterzug der A. un 
srer Tage die gemeinsamen Arbeiten; da 
hin gehören z.B. die großartige Expedition 
zur Beobachtung der Venusdurchgänge 
(1761,1769,1874) und die europäische 
Gradmessung. Hier verdient auch die 1863 
gegründete Astronomische Gesellschaft Er 
wähnung, welche die Förderung solcher 
Arbeiten bezweckt, die ein gemeinsames 
Arbeiten vieler erfordern. 
Neue Anregungen empfing die A. in 
den letzten Jahrzehnten durch die Fort 
schritte der Physik und Chemie; es ge 
lang nicht nur, den elektrischen Ström 
und d en Elektromagnetismus zum Regi 
strieren der Beobachtungen zu benutzen, 
sondern auch die Photographie und die 
Spektralanalyse wurden mit Erfolg auf 
die Erforschung der Himmelsräume an 
gewandt, und eine ganz neue Disziplin, 
die Astrophysik, entstand , der viele Astro 
nomen ihre Thätigkeit zuwenden, und wel 
cher bereits eigne Institute zur Ver 
fügung stehen. 
Astrophotometrie (griech.), die Wissen 
schaft von der Bestimmung der Lichtinten 
sität der Sterne. Die seit dem Altertum 
übliche Unterscheidung der mit bloßem 
Auge sichtbaren Sterne in solche 1.— 6. 
Größe beruht auf bloßerSchätzung. Gleich 
wohl hat man sich in späterer Zeit nur in 
wenigen Fällen veranlaßt gesehen, an den 
hierauf bezüglichen Angaben des Ptole- 
mäos eine Änderung vorzunehmen; ein 
Beispiel solcher Art bildet tc im Adler oder 
Atair, den PtolemäoS zur 2. Größenklasse 
zählt, während wir ihn alsSternl.Größe 
betrachten. Ptolcmäos hat auch bereits jede 
dieser Größenklassen noch in drei Unterab 
teilungen gebracht, uitb in neuerer Zeit 
haben Argelander und W. Struve 
eine zehnteilige Abstufung der einzelnen 
Größenklassen eingeführt. Mit der Ein 
führung des Fernrohrs in die Astronomie 
machten sich auch die Fortführung der Reihe 
der Größenklassen und ihre Ausdehnung 
auf die teleskopischen Sterne nötig, so 
daß man jetzt von der 8. —16. Größe 
und noch weiter abwärts zählt; doch sind 
bei schwachen Lichtstrahlen die Benennun 
gen der Größenklassen sehr unbestimmt, 
so daß John Herschel bisweilen zur 18.— 
20. zählt, waö Struve als 12. oder 13. 
bezeichnet. 
Verschieden von diesen Schätzungen der 
Helligkeit sind die wirklichen photometri 
schen Messungen der Sterne, die man 
nach verschiedenen Methoden versucht hat, 
jedoch immer so, daß der Beobachter nur 
über die Gleichheit zweier Lichtintensitäten 
zu entscheiden hat. Es ist nämlich leichter, 
diese Gleichheit zu beurteilen, sehr schwer 
aber, aus dem unmittelbaren Anblick über 
das Verhältnis zweier Helligkeiten ein zu 
verlässiges Urteil abzugeben. Indessen ist 
es erst in neuerer Zeit gelungen,'Instru 
mente zu konstruieren, die einigermaßen 
zuverlässige Resultate geben. 
John Herschel, der während seines 
Aufenthalts am Kap der Guten Hoffnung 
die Helligkeit der Sterne des südlichen 
Himmels einer umfassenden Prüfung un 
terwarf, bediente sich dazu eines Astro- 
meters (»Sternmessers«), eines In 
struments, in welchem das mittels eines 
Prismas reflektierte Bild des Mondes bn rch 
eine Linse in verschiedenen Entfernungen 
vom Auge zu einem künstlichen Stern 
reduziert wurde, dessen Lichtintensität dem 
Quadrat der Entfernung umgekehrt pro 
portional war. Sollten nun zwei Fix 
sterne miteinander verglichen werden, so 
wurde der künstliche Mondstern auf die 
Helligkeit eines jeden von ihnen gebracht, 
und da das Verhältnis der Lichtintensitä 
ten der beiden Mondsterne bekannt war, 
so hatte man auch dasjenige der beiden 
Fixsterne. So wurde 3. April 1836 bei 
Vergleichung mit « des südlichen Kreu 
zes der Mondstern in 96 Zoll, bei « im 
Centaur aber in 61 Zoll Entfernung
	        
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