536 Veränderliche Sterne.
kommen sei wie Venus, aber nur etwa V«
so groß; einem Sounenfleck sei er gar
nicht ähnlich gewesen. Ein ähnliche Beob
achtung will auch bei derselben Gelegenheit
ein Ungenannter zu St. Noots in Hun-
tingshire (England) gemacht haben.
Bezüglich der angeblichen Beobachtun-
genwährend des Venusdurchgangs muß es
natürlich wunderbar erscheinen, daß kei
ner der Astronomen von Fach, welche in
den verschiedensten Gegenden der Erde die
ses Phänomen beobachteten, den Traban
ten der Venus gesehen hat. Pater Hell in
Wien, der während des Venusdurchgangs
vergeblich nach einem V. gespäht hatte,
kam daher zu der Ansicht, »daß die Wahr
nehmungen dieses Trabanten bloße Wahr
nehmungen eines optischen Bildes seien,
welches auf der den Stern deö Auges um
gebenden Hornhaut entworfen, von dieser
aus die erste Okularlinse des Sehrohrs
zurückgestrahlt und von der Okularlinse
wieder auf die Netzhaut des Auges gewor
fen wird«. Solche Nebenbilder habe er
sowohl bei Venus als beim Mond öfters
gesehen und auch andern gezeigt. So grobe
Täuschungen dürften indessen bei so tüch
tigen Beobachtern wie Short schwerlich
anzunehmen sein, und es erscheint deshalb
ein Teil dieser Beobachtungen noch heute
rätselhaft.
Lambert war von der Existenz eines
Venusmonds so fest überzeugt, daß er in
einer 1773 in den Schriften der Berliner
Akademie veröffentlichten Abhandlung sich
ernstlich die Aufgabe stellte, die Bahn die
ses Trabanten zu berechnen. Seiner Rech
nung nach sollte derselbe in einer mittlern
Entfernung von 66,5 Venushalbmessern
in 11 Tagen 5 Stund, eine elliptische
Bahn von 0,i95 Exzentrizität beschreiben;
den Durchmesser setzte Lambert gleich 0,28
Venusdurchmesser.
Auch Friedrich d. Gr. interessierte sich
für die Sache und hätte dem Trabanten
gern den Namen des Mathematikers
d'Alembert beigelegt, was dieser aber
dankend ablehnte, weil er nicht groß genug
sei, um am Himmel ein Satellit der Ve
nus zu sein, noch schön genug, um auf
der Erde diese Rolle zu spielen.
Bei dem Versuch, die Existenz des De-
nusmonds als wahrscheinlich zu erweisen,
hat Short außer auf die erwähnten äl
tern Beobachtungen auch auf die Wahr
nehmung verschiedener Flecke auf der
Venus hingewiesen, die er als Vorüber
gänge des Trabanten deutet, sowie auf
das aschfarbene Licht, welches bisweilen
auf der Nachtseite der Venus bemerkbar
ist, und welches er mit Klein durch die
Beleuchtung der dunkeln Seite der Venus
von seiten des Trabanten erklärt.
Veränderliche Sterne (variable
Sterne) sind Fixsterne, deren Hel
ligkeit Veränderungen unterworfen ist.
Man kann dabei dreierlei unterscheiden:
1) Sterne, welche plötzlich in hellem
Glanz aufleuchten, wo man früher nichts
wahrnahm, oder wo nur ein teleskopischer
Stern stand; es sind dieses die sogen,
neuen odcrtemporärenL-ternets.d.);
2) Sterne, deren Helligkeit sich unregel
mäßig ändert, und 3) Sterne mit periodi
schem Wechsel der Lichtiutensität. Mit
dieser letzten Kategorie haben wir es hier
vorzugsweise zu thun.
Ein bemerkenswertes Beispiel für die
periodische Veränderlichkeit eines Sterns
und zugleich daö am längsten bekannte
bietet der mit o (Omikron) bezeichnete
Stern im Sternbild des Walfifchö am
Halse. Schon der ostfriesische Pfarrer
David Fabricius hatte denselben 13.
Aug. 1596 als einen Stern 3. Größe beob
achtet und im Oktober d. I. verschwinden
sehen; dann hatte er an der gleichen Stelle
5. Febr. 1609 einen hellen Stern erblickt
und bis gegen Ende des Monats beobach
tet. Er verfolgte aber diese Beobachtungen
nicht weiter, und erst später entdeckte der
Professor Holwar da in Franeker die
periodische Veränderlichkeit dieses Sterns.
Holwarda sah ihn 1638, um die Mitte
1639 war er unsichtbar, im Dezember aber
wieder sichtbar. Der Danziger Astronom
Hevel gab diesem Stern seines merkwür
digen Lichtwechsels wegen den Namen
Mira (lat., »der Wunderbare«). Die
Lichtintensität desselben nimmt ungefähr
drei Monate lang ab, dann bleibt er fünf
Monate fast ganz unsichtbar und nimmt
hierauf drei Monate lang wieder an Hel
ligkeit zu.