Beschleunigung — Bewohnbarkeit der Himmelskörper. 55
der französischen Marine und Mitglied
der Akademie. Er ist unter den Männern,
welchen die Uhrmacherkunst ihren Auf
schwung verdankt, in erster Linie zu nen
nen und war nicht nur tüchtiger aus
übender Künstler, dessen Uhren die wei
teste Verbreitung fanden, sondern auch
litterarisch sehr thätig; von seinen Schrif
ten sind am bekanntesten das »Principe
des horloges à longitude« (1782) und
die »Histoire de la mesure du temps
par des horloges« (1782, 2 Bde.). —
Sein Neffe und Nachfolger Louis B.,
geb. 1753, gest. 1813, von dessen Chro
nometern Lalande rühmte, daß sie die
einzigen zu Längcnbestimmungen taug
lichen seien, schrieb ȃclaircissements
sur l’histoire, la construction et les
épreuves des chronomètres«.
Beschleunigung, s. v. w. Accélération.
Bessel, Friedrich Wilhelm, der
größte Astronom der neuern Zeit, gleich
bedeutend als Beobachter wie als Theo
retiker, wurde zu Minden 22. Juli 1784
geboren und widmete sich anfangs in
Bremen der Kaufmannschaft, verwandte
aber seine freie Zeit zum Studium der
Astronomie. Eine Arbeit über den Ko
meten von 1607 machte ihn näher mit
Olbers bekannt, der ihn an Schröter em
pfahl, auf dessen Sternwarte in Lilien
thal er vier Jahre thätig war, bis er 1810
als Professor der Astronomie nach Kö
nigsberg berufen wurde, wo er 14. März
18146 starb. 1811 — 13 legte B. die
Sternwarte in Königsberg an, die an
fangs mit englischen, nachher aber mit
Reichenbachschen Instrumenten ausge
rüstet wurde, unter denen besonders
das Heliometer berühmt geworden ist.
Mit diesen Instrumenten stellte B. Be
obachtungen an, die durch ihre Genauig
keit unerreicht sind. Zu seinen größern
Arbeiten gehören die Reduktion der Brad-
leyschen Firsternbeobachtungen, die er in
dem 1818 erschienenen Werk »Funda-
menta astronomiae« niedergelegt hat, die
Bestimmung der Parallaxe des Sterns
61 im Schwan, die Ermittelung der Länge
des einfachen Sekundenpendels, die ost
preußische Gradmessung, die 1824—33
ausgeführten Zonenbeobachtungen u. a.
Bewohnbarkeit der Himmelskörper.
Die Frage, ob auch auf andern Himmels
körpern anher der Erde lebende, tier- und
menschenähnliche Wesen vorhanden sind,
ob es also noch andre, unsrer Erde ähn
liche Welten gibt oder nicht, wird schwer
lich jemals im Sinn der Naturwissen
schaft, d. h. durch Beobachtung, entschie
den werden; die Wissenschaft kann höch
stens über die Möglichkeit oder Unmög
lichkeit der Existenz von Wesen, die den
irdischen gleichen, auf diesem oder jenem
Himmelskörper ein Urteil abgeben.
Bon den Verteidigern der Bewohnbarkeit
andrer Himmelskörper wird gewöhnlich als
ein Hauptargument angeführt, daß erst
durch die Bevölkerung mit lebenden und
denkenden Wesen diese Körper einen Zweck
erhalten, und daß man doch nicht glauben
könne, dieselben seien ohne jeden Zweck
vorhanden. So macht z. B. der deutsche
Philosoph Christian Wolf in seiner
Schrift »Vernünftige Gedanken von den
Absichten der natürlichen Dinge« (1723)
im achten Kapitel darauf aufmerksam, daß
die Rotation der Erde um ihre Achse, in
dem sie den Wechsel von Tag und Nacht
erzeugt, als ein Mittel anzusehen sei,
»wodurch Gott seinen Zweck erreicht, näm
lich daß die Erde ringsherum und überall
bewohnbar ist«, und wenn wir nun bei
andern Planeten auch eine Achsendrehung
beobachten, so können wir nach Wolfs
Meinung den Schluß daraus ziehen, »daß
auch sie mit Gewächsen ausgezieret, und
von Menschen und Tieren bewohnt sind.
Denn warum sollte Gott alles dasjenige
in Planeten thun, was er auf der Erde zu
dem Ende vornimmet, damit dieselbe be
wohnbar ist, wenn er nicht verlangte, daß
auch sie bewohnbar sein sollten?« Ähn
lich ist auch der Jdeengang, den der eng
lische Naturforscher Sir David Brewster
in einem 1853 erschieneiren Schriftchen:
»Mehr als eine Welt«^ auseinander
gesetzt hat. Das Leben erscheint ihm fast
als eine Eigenschaft der Körperwelt.
Wo ein Körper sich findet, da regt sich
Leben: sinnliches, um die Schönheit der
Welt zu genießen, Gemütsleben zur An
betung des Schöpfers, und Verstandes
leben, um seine Weisheit zu verkündigen.