streng systematische Durchbildung erfahren, durch welche sie
sich den übrigen Zweigen der mathematischen Wissenschaften eben
bürtig zur Seite stellt. Als Beleg für die Richtigkeit dieser Be
hauptung dürfte die bloße Anführung des vorzüglichen Werkes
»Fiedler’s darstellende Geometrie« genügen.
Der angedeutete Aufschwung und die rasche Entwickelung dieser
Wissenschaft zählt von dem Zeitpunkte an, in welchem die »dar
stellende Geometrie« aufhörte, sich mit der bloßen Herstellung
der »Bilder« räumlicher Objecte zu beschäftigen, datiert von dem
Zeitpunkte her, in welchem sie begann, Betrachtungen über den Zu
sammenhang dieser Abbildungen mit den entsprechenden Originalen
und die specifische Natur dieses Zusammenhanges in ihr Bereich ein
zubeziehen.
Berücksichtigt man, dass jede graphische Darstellung eines räum
lichen Gebildes successive entsteht — also »erzeugt« wird, wodurch
Rückschlüsse auf die Entstehung oder Erzeugung des dargestellten
Gebildes selbst zulässig werden — so wird man es weiters auch be
greiflich finden, dass die »darstellende Geometrie« die Quelle
und den natürlichen Ausgangspunkt für jene Methode geo
metrischer Forschung bildet, welche unter dem Namen »neuere Geo
metrie«, »Geometrie der Lage« oder »höhere Geometrie« bekannt ist.
Außerdem aber, dass die »darstellende Geometrie« ver
mittelst der ihr eigenthümlichen Methoden (auf dem Wege der
Abbildung) Eigenschaften räumlicher Gebilde zu entwickeln, also posi
tive Resultate zu liefern vermag, erfüllt dieselbe noch eine zweite
bedeutungsvolle Aufgabe. Fortgesetztes Studium räumlicher Gebilde an
der Hand graphischer Hilfsmittel ist nämlich der sicherste Weg zur
wissenschaftlichen Durchbildung der Raumanschauung oder des Vor
stellungsvermögens. Hiedurch erscheint die darstellende Geometrie
gleichzeitig als das wertvollste Vorbildungsmittel für das Studium
der modernen geometrischen Theorien, namentlich der projectivischen
Eigenschaften algebraischer Curven und Flächen, und ist die
selbe in dieser Richtung ungleich ergiebiger und wertvoller als die
Analysis.
Das vorliegende Werk »Darstellende und projective Geometrie«
in seiner Gesammtheit ist unter anderem auch dem Streben des
Verfassers, »den Jünger der Wissenschaft auf dem Wege der dar
stellenden Geometrie in die höheren geometrischen Theorien