193
Peschka, Darstellende u. projective Geometrie. IV.
13
Nachdem die Normalenfläche die Fläche zweiten Grades längs
des Kegelschnittes K identisch ist mit der Normalenfläche des
Kegels (S, K) längs der nämlichen Curve, so hat man bloß in den
einzelnen Punkten (K, K‘) Normalen zu der Kegelfläche zu con-
struieren, um Erzeugende der Normalenfläche zu erhalten.
Soll nun beispielsweise die dem Punkte (a, a‘) der Leitcurve K
entsprechende Normale dargestellt werden, so bestimmt man zunächst
die Tangentialebene in dem genannten Punkte.
Die Horizontaltrace s h derselben ist die Tangente t a an K im
Punkte a‘, während die zugehörige Verticaltrace e v die Verbindungs-
gerade von S mit jenem Punkte a ist, in welchem t a die Grundlinie
OS' oder XX schneidet. Die Projectionen N‘ a und N a der ver
langten Normalen gehen durch a' resp. a und sind zu den bezüglichen
Tracen Sh und s v der Berührungsebene senkrecht.
Hieraus ergibt sich sofort, dass die Horizontalprojectionen der
Erzeugenden der Normalenfläche die Normalen des Kegelschnittes K‘
sind, oder mit anderen Worten, dass die horizontale Contour
der Normalenfläche ‘die Enveloppe der Normalen von K\
d. i. also die Evolute des Kegelschnittes K‘ repräsentiert.
Was die verticale Projection anbelangt, so ist im allgemeinen
die Contour der Normalenfläche einer Fläche zweiter Ordnung,
längs eines ebenen Schnittes derselben, eine Curve sechster Ord
nung und vierter Classe, indem die Normalenfläche selbst eine
windschiefe Fläche vierten Grades ist, welche eine Doppel-
curve dritter Ordnung besitzt.
Die besondere, im vorliegenden Falle getroffene Anordnung der
Projectionsebenen ist jedoch Ursache, dass die verticale Contour der
Normalenfläche sich auf einen Kegelschnitt reduciert.
Wie leicht zu erkennen, fallen nämlich die verticalen Projec
tionen der Normalen paarweise zusammen und zwar gilt dies von
allen Paaren jener Normalen, deren Fußpunkte (a, a‘) und (b, &') in
zur Achse OS' senkrecht stehenden Geraden liegen. Je zwei solche
Punkte besitzen nämlich einerseits dieselbe Verticalprojection a resp.
b in OS‘ und andererseits schneiden sich die in den Punkten a' und
6' des Kegelschnittes K‘ geführten Tangenten t a und t b in einem und
demselben Punkte (a, ß), weshalb auch die Berührungsebenen des
Kegels (S, K) in a und b einerlei Verticaltrace e 0 besitzen.
Hieraus erhellt unmittelbar, dass auch die verticalen Projectionen
N a und Nb der Normalen in (a, a‘) und (&, b‘) zusammenfallen
müssen.