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Begrenzung — insoferne dieselbe vom leuchtenden Punkte aus hinter
dem Polyeder liegt — gleichzeitig auch die Begrenzung des Schat
tenraumes des Polyeders bilden wird.
Der Schnitt des letzteren mit irgend welchen schattenaufnehmen-
den Flächen wird in seiner Form den Schlagschatten des Polyeders
darstellen.
Die Begrenzung der Strahlenfläche wird durch die äußersten
Ebenen gebildet, welche durch das Beleuchtungscentrum und die
Polyederkanten geführt werden können. Wir wollen besagte Grenz
ebenen die „Streifebenen“ nennen.
Die in den Streifebenen liegenden Polyederkanten bilden jeder
zeit eine geschlossene unverzweigte Kette, welche den beleuch
teten Theil des Polyeders von dem unbeleuchteten Theile desselben
trennt und deren Schatten gleichzeitig den Schattenumriss des
Polyeders bestimmt.
Diese Kantenkette kann versuchsweise ermittelt werden,
indem man vom leuchtenden Punkte, als Centrum (in endlicher oder
unendlicher Entfernung) die Central- (Parallel-) Projection des Poly
eders auf eine passend gewählte Ebene (Bild- oder Grundebene) be
stimmt. Der Umriss der so erhaltenen Projection repräsentiert offenbar
nichts anderes als den Schlagschatten des Polyeders resp. der Polyeder
kanten auf die gewählte Ebene und entspricht derselbe als solcher der
oberwähnten Kantenkette.
In der Begel lässt sich jedoch durch einfachere Hilfsmittel,
häufig schon durch bloße Anschauung entscheiden, welche Kanten
die Selbstschattengrenze des Polyeders bilden, wie dies aus in der
Folge durchzuführenden Beispielen deutlich hervorgehen dürfte.
Sollte ein- oder das anderemal doch noch irgend ein Zweifel ob
walten, so kann man sich durch einen ähnlichen Vorgang, wie er in
§. 352 Erwähnung fand, leicht darüber hinweg helfen.
Nehmen wir diesbezüglich beispielsweise an, es sei eine Pyramide
durch ihre Bild- und Grundflächprojection, sowie das Beleuchtungs-
centrum L gegeben und es wäre zu entscheiden, welche ihrer Seiten
flächen beleuchtet sind und welche derselben im Selbstschatten liegen.
Wir legen zu diesem Ende durch (L, L‘) (Taf. XX, Fig. 127)
irgend eine projicierende Ebene n womöglich so, dass dieselbe alle
Seitenflächen innerhalb ihrer Begrenzungen schneidet.
Die Schnittfigur fällt diesfalls im Bilde mit der Trace n b = A
der besagten Ebene n zusammen, während sich deren Grundflächpro
jection in P IP IIP IV' ergibt.