Zur zweiten Auflage
XVII
Schriften von Des argues — siehe die Noten am Ende dieses
Buches, insbesondere die zu § 20. — staunend bemerkt, dass
ein Geometer des 17. Jahrhunderts die Grundbegriffe und die
Hauptsätze dieser Theorie mit einer Sicherheit und Vollständig
keit ausgesprochen hat, die kaum Etwas zu wünschen lässt,
so finde ich das Bäthselhafte dieser historischen Thatsache
höchst einfach aufgeklärt, wenn ich bedenke, in wie ausge-
. gedehnter Weise sich Desargues mit der Praxis des perspec
ti vischen Zeichnens beschäftigt hat; ich finde es dann sehr
natürlich, dass aus der denkenden Beobachtung des perspec
ti vischen Verhaltens aller der zahlreichen symmetrischen Reihen
und Büschel, welche in den elementargeometrischen, architek
tonischen etc. Figuren Vorkommen, in seinem Geiste die Gesetze
der allgemeineren Beziehung aufgingen, von welcher jede Sym
metrie ein specieller Fall ist, d. h. (§ 21., d) die Gesetze der
Involution; dass die Anwendung auf das Beispiel des Kreises
ihm die Theorie der Involution am Kegelschnitt geliefert hat,
u. s. w. Und wenn ich in Band I der Ausgabe von Poudra
p. 214 ihn von Flächen reden fand, welche sich zur Kugel so
verhalten, wie die Kegelschnitte zum Kreis, so sehe ich ihn
damit auf dem durch die Symmetrieeigenschaften der regulären
Körper, der Kugel, etc. natürlich vorgezeichneten Wege zur
entsprechenden Entwickelung in der Geometrie des Raumes;
ich kenne keine sonstigen Anhaltspunkte für die Meinung, dass
Desargues etwa aus Anschauung guter Reliefs die Entdeckung
von Brey si g und von Po n celet anticipirt habe, aber ich
habe in § 98. gezeigt, in welcher Weise sich die Methode der
centriseli collinearen Abbildung des Raumes zur Ableitung der
wichtigsten Eigenschaften der Flächen zweiten Grades mit
elliptischen Punkten verwenden lässt, — was leicht weiter
fortzusetzen wäre — und ich denke mir, so etwa müsste Desar
gues die Ausführung des vorher angedeuteten Gedankens be
gonnen haben.
Zu jener vollständigeren Durchführung der Grundidee
gehört z. B. unter den Zusätzen des ersten Theiles auch die Er
örterung der beiden Arten von Collineationen mit singu
lären Elementen in § 21., f. und g), die in der ersten Auf
lage unterdrückt wurden, weil sie für den nächsten Zweck der
darstellenden Geometrie nicht brauchbar sind; aus ihnen ergeben
sich in § 23. die drei Arten der Reciprocität von Gebilden
Fiedler, darstellende Geometrie. 2. And. b