Zur zweiten Auflage.
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sondern auch aus dem viel mehr entscheidenden Grunde, dass sie
das Mittel bietet, den absolut besten Weg zu denselben zu ent
decken; man darf in Kürze sagen, dieser beste Weg sei immer durch
die genaue üebereinstimmung der analytischen und der geometrisch
construierenden Methode characterisiert. Beispiele werden den
Sachverständigen nahe liegen, ich will nur an das Apollonische
Problem, an die Curve dritter Classe mit Doppeltangente, oder
Steiner’s Hypocycloide und an Aronhold’s Behandlung der
Doppeltangenten der Curven vierter Ordnung erinnern.
Ich darf es sagen, und ich rühme mich dessen gerne, dass
ich unsern Meister der graphischen Statik, Prof. Culmann, dem
die Geometrie der Lage ihre Aufnahme an den polytechnischen
Schulen verdankt, zu dieser Gleichschätzung der analytischen
Methode bekehrt habe durch den einfachen anschaulichen Nach
weis des Zusammenhangs zwischen der Theorie der projectivischen
Räume und der Coordinatentheorie — man findet ein Zeugniss
seines lebhaften Interesses aus dem Jahre 1870 unter den Zusätzen
(zu p. 549 aufp. 739) — besonders in der specieilen für die Statik
wichtigsten Form der Cartesisch-Plücker’schen Coordinaten; und
die Analyse des kürzlich erschienenen ersten Bandes seiner graphi
schen Statik in der zweiten Auflage (Zürich 1875) zeigt deutlich,
wie sehr dies zum Yortheil der Sache in beiden Entwickelungs
formen, auch in der geometrischen, gewesen ist.
Zum sachlichen Zusammenhänge des dritten Theils
mit den ersten Theilen will ich nur ein Beispiel noch hervor
heben; dass nämlich eine Gruppe so fundamentaler und elementarer
Beziehungen wie die Lehre von den Spuren, den Axenschnitt-
punkten, Würfelpunkten, den Halbierungsaxen etc. der Ebene in
der orthogonalprojectivischen Darstellung (Seiten 156, 159, 167)
erst hier im dritten Theil in ihrem wahren Character und Zu
sammenhang hervortreten kann, nämlich als Summe der Be
ziehungen der Ebene zu dem orthogonalen Polarsystem
im Strahlenbündel, in welchem die Projectionsaxen und die
Projectionsebenen ein sich selbst polares Tripel und die Normale
der Ebene mit der Parallelebene zur Ebene ein zugeordnetes Paar
bilden. (§ 161, 5. Yergl. § 10. etc.) Und ich will anmerken,
dass mir aus der Betrachtung dieses Beispiels im Jahre 1857
zuerst die Ueberzeugung erwachsen ist, es sei das wissen
schaftliche Studium der darstellenden Geometrie nicht
von dem der Geometrie der Lage zu trennen.