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Einleitung,
Grundlage der Zeichenkunst; sie nimmt für ihre Aus
führungen neben der Genauigkeit die Schönheit zum Ziel.
Sodann aber, insofern der bezeichnete Zweck recht ver
standen die Darlegung aller Constructionen der Raumgeometrie
und die Lösung ihrer Aufgaben verlangt, hat die darstellende
Geometrie sich als geeignet zur naturgemässen Entwickelung
hiervon zu erweisen; und es ergiebt sich, dass sie allerdings
vermag, in den Besitz gerade der Elemente zu setzen, aus
denen die Eigenschaften der Figuren gleichzeitig mit der
Erzeugung derselben in der einfachsten Weise entspringen —
mit andern Worten, dass sie durch ihr Verfahren den Orga
nismus der Raumformen erkennen lässt. Daher die histo
rische Stellung der darstellenden Geometrie am Anfang der
neuesten Entwickelungs-Epoche der Geometrie; nach Lambert
und Monge kommen Poncelet (1822), Möbius (1827), Steiner
(1832), Chasles (1831, 1837), v. Staudt (1847) in stetiger Folge,
indess vorher Desargues (1630) ganz vereinzelt erscheint.
Insofern erweitert sie sich nach der geometrischen oder theo
retischen Seite, ihr Studium wird zum ersten Hauptstück
der höheren geometrischen Studien. Die Geometrie
der Lage ist als diejenige Fortsetzung und Erwei
terung der darstellenden Geometrie anzusehen, bei
welcher die systematische wissenschaftliche Entwickelung
alleiniger Zweck ist, so dass die Rücksicht auf die Darstellbar-
keit und die Darstellung wegfällt.-
Methode. Zum Zwecke der graphischen Darstellung
wird die Raumform auf die Bildebene bezogen und diese
durch die Zeichnungsebene repräsentiert -— allgemeiner
Bild fläche und Zeichnungs fläche. Die Vereinigung der in der
Bildebene vorhandenen Bestimmungselemente heisst das Bild
oder die Projection der Raumform; die Methode der
Beziehung, durch welche aus der Raumform oder dem Ori
ginal das Bild hervorgeht, heisst die Abbildungs- oder
Projections-Methode.
Die näidiste und natürlichste Quelle aller Abbildungs
methoden ist das mathematische Abstractum des Sehprozesses:
Von einem Centrum der Projection aus gehen nach allen
Punkten des darzustellenden Objects gerade Linien — wir
bezeichnen ihre Gesammtheit als das Bündel der proji-