Full text: Lehrbuch der Perspective für bildende Künstler (Text)

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es sind, erreichbar ist, so bringt man beim perspectivischen Projiciren 
die Objecte auch nur zn einem Projections-Mittelpunkte, dem 
Gesichtssinn, in Beziehung. An die Stelle des Augenpaares 
setzt man Ein Auge, aber als mit der Vollkommenheit sehend, wie 
dies ein Augenpaar vereint vermag. Man führt außerdem die 
Körperlichkeit des Einen Auges auf Einen Punkt, den Gesichts 
punkt, etwa den in der Linse liegenden Kreuzungspunkt 
(1. Abth., §. 98) zurück, und setzt diesen überall als feststehend, 
jedoch jede Aenderung der Sehrichtnng zulassend, voraus. 
§. 3. Die einfachste und natürlichste Art, die scheinbaren Umrisse ge 
gebener Objecte perspectivisch richtig graphisch darzustellen, ist die, 
daß man, das Auge in einem bestimmten Punkte feststellend, die 
scheinbaren Grenzen der Objecte auf einer zwischen diesen und dem 
Auge aufgestellten durchsichtigen Fläche, etwa einer Glasfläche, gleich 
viel ob dieselbe eben oder gekrümmt ist, nachzeichnet. Es decken in 
diesem Falle die gezeichneten Umrisse dem Auge diejenigen des Ob 
jectes und ergeben von diesem ein richtiges perspectivisches Bild. 
8. 4. Da jedoch diese Art der Auffassung aus räumlichen Rücksichten 
in den seltensten Fällen ausführbar ist, häufig auch nicht in der 
Nähe befindliche, oder noch nicht vorhandene Objecte, wie etwa noch 
unausgeführte Bauwerke, perspectivisch dargestellt werden müssen — 
weshalb auch die sinnreichsten Instrumente, welche, wie der Diagraph 
von Gavard und außerdem die Camera obscura und die Camera 
lncida, ein directes Nachzeichnen der Natur auf andere Art ermög 
lichen, nur selten anwendbar sind — so ist es erforderlich, das 
Product des directen Nachzeichnpns der natürlichen Objecte auch 
durch mathematische Constrnction erzielen zu können. Es ist selbst 
verständlich, daß es hierbei der genauesten Kenntniß der räumlichen 
Ausdehnungen der darzustellenden Objecte bedarf, und daß von einem 
strengen Eingehen auf ünregelmäßige, geometrischen Körpern nicht 
verwandte Formen Abstand genommen werden muß. 
§. 5. Erwägt man, wie das ans die in §. 3 angegebene Art, mittels 
Nachzeichnens der Umrisse der Objecte auf einer durchsichtigen Fläche 
hervorgebrachte perspectivische Bild zu Stande gekommen, so ergiebt 
sich, daß mit der Spitze des Zeichenstiftes stets die scheinbaren Umrisse
	        
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