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§. 14. Im Folgenden wird zunächst überall eine ebene Bildfläche,
und zwar in lothrechter Stellung, vorausgesetzt.
Wenn nun hierbei häufiger der an sich dasselbe bedeutende
Ausdruck Bildebene vorkommt, so ist derselbe zwar in den meisten
Fällen, jedoch nicht als unbedingt eins mit der Bezeichnung „ebene
Bild fläche" aufzufassen, unter welcher zunächst die körperliche Fläche,
auf welcher die Darstellung selbst dem Beschauer vorgeführt ist, ver
standen wird. Die Bildebene ist vielmehr eine nur in der Vor
stellung vorhandene, mit der körperlichen Bildfläche zwar meist
zusammenfallende, oft aber auch nur ihr parallele, unbegrenzte
Ebene im mathematischen Sinne zur Aufnahme der per
specti vischen Projection. Man kann in manchen Fällen, zur
Erreichung gewisser Vortheile beim Construiren, bei einer und der
selben Darstellung für nähere oder entferntere Objecte auch wohl
nähere oder entferntere, unter einander jedoch und mit der Bildfläche
und Haupt-Bildebene stets parallele Hülfs-Bildebenen annehmen;
um so unbedenklicher, als die hierauf entstehenden Projectionen den
auf der Haupt-Bildebene entstehenden, wegen der Parallelität der
Ebenen, stets ähnliche Figuren bilden müssen. Ein Beispiel hierzu
und Anleitung zu dem vorkommendenfalls einzuschlagenden Verfah
ren bieten die §§. 272—274.
§. 15. Nimmt man ein bestimmtes Object in Betracht, etwa ein loth-
recht stehendes Dreieck A B C (Fig. I), nimmt man in einem
Punkte O das Auge an und zieht
die Gesichtslinien, hier die charak
teristischen OA, OB,OfC, so
ist offenbar, daß, wenn die Bild
ebene durch das Object stehend
angenommen wird, das perspec-
Fig. 1- tivische Bild dem Objecte gleich,
von natürlicher Größe, ist; ferner, daß wenn die Bildebene vor dem
Objecte steht, das perspectivische Bild kleiner als dieses ist; daß
ferner, wenn die Bildebene hinter dem Objecte steht, das Bild
größer als dieses, also kolossal, ist; endlich daß, wenn die Bildebene
dem Auge sehr nahe steht, das perspectivische Bild sehr klein, ein
O-a
Ts'
4-