Es ist hiermit zugleich erklärt, aus welchem Grunde klare Ge
wässer, deren Boden überhaupt sichtbar ist, weniger tief erscheinen,
als sie wirklich sind.
Es folgt aus dem Gesagten von selbst, daß Lichtstrahlen, welche,
aus einem Mittel kommend, ein anderes durchdringeu und dann wie
der in das erste Mittel treten, an beiden Grenzflächen der Mittel
nach dem entsprechenden Brechungsexponenten gebrochen, eine be
deutende Ablenkung von der geraden Linie erfahren, sodaß einem
Auge, in welches der mehrmals gebrochene Strahl endlich gelangt,
die Lichtquelle gänzlich von der Stelle gerückt erscheinen muß. Es
kann ihm deshalb auch, wenn die Lichtquelle zugleich selbst vermöge
der directen Strahlen sichtbar ist, dieselbe doppelt, unter Umständen
auch häufiger vervielfältigt erscheinen.
Ist z. B. P RI in Fig. 13 der zur Achse normale Durchschnitt
eines dreiseitigen Glasprismas, ist L ein leuchtender Punkt in Luft,
r und ist in A das Auge, so ge
langt in dasselbe nach zweimaliger
Brechung der von L in der Rich
tung L b ausgehende Strahl, in-
1 dem er an der Fläche RI, dem
Brechungsexponenten für Luft zu
Glas (3 :2) gemäß, in die Nich-
/
tung b d und an der Fläche IP, dem Brechungsexponenten für Glas
zu Luft (2:3) gemäß, in die Richtung d A, d. h. in das Auge ge
brochen wird. Diesem scheint demnach der Ort der Lichtquelle nicht
in L, sondern in der Richtung nach 1 zu liegen. Befände sich das
Auge aber in O, so würde es, außer dieser Lichterscheinung in der
Richtung nach 1, den leuchtenden Punkt L zugleich direct sehen
können.
Die mit solcher Brechung der Strahlen weißen Lichtes stets
verbundenen Farbenerscheinnngen werden weiter unten erörtert
werden.
Der Winkel PIR, welchen die beiden brechenden Flächen PI
und RI des Prismas mit einander bilden, wird der brechende Win
kel, die Kante I die brechende Kante des Prismas genannt.