zwar eine desto stärkere Brechung, je näher dieselben dem Horizonte 
stehen, da ihre Strahlen alsdann durch die tieferen und darum 
dichteren Schichten der Erdatmosphäre gehen. Wenn z. B. die Sonne 
in der That unter dem Horizonte des Beobachters steht, so, daß 
der oberste Punkt ihrer Scheibe eben den Horizont berührt, so ist 
die Brechung ihrer Strahlen so stark, daß sie völlig über dem 
Horizonte zu stehen scheint. 
Da ein an der oberen Grenze der Erdatmosphäre zuerst ge 
brochener Strahl, je mehr er sich der Erdoberfläche nähert, in den 
allmählich dichter werdenden Luftschichten, deren Oberflächen zudem 
zwar als parallel aber nicht als eben zu denken sind, allmählich 
immer stärker gebrochen wird, so ist seine Bahn in der Luft nicht 
eine gerade Linie, wie im Welträume jenseit unserer Atmosphäre, 
sondern eine Curve, und der leuchtende Körper, von welchem er 
ausgegangen, erscheint in der Richtung der letzten in unser Auge 
tretenden Strahlenstrecke, also gehoben. 
Eine Ablenkung von der geradlinigen Bahn ist jedoch nicht al 
lein bei dem Lichte der Himmelskörper nachweisbar, es können viel 
mehr in besonderen Fällen, bei eigenthümlichen Dichtigkeitsverhält 
nissen der untersten Luftschichten an der Erdoberfläche, auch irdische 
Objecte, welche unter dem Horizonte des Beobachters sind, diesem 
über dem Horizonte wahrnehmbar werden; von andern wieder, welche 
selbst direct sichtbar sind, können zugleich Spiegelbilder über oder 
unter ihnen sichtbar werden — Erscheinungen, welche unter den 
Namen der Fata Morgana und der Luftspiegelungen bekannt 
sind, bei deren Auftreten jedoch noch ein anderes hiernächst zu erör 
terndes optisches Gesetz, das der totalen Reflexion, mitwirkt. 
Im Allgemeinen ist jedoch die Ablenkung der Lichtstrahlen von 
der geraden Linie, in der Nähe der Erdoberfläche, wenn es sich nicht 
um Wahrnehmungen in großer Entfernung, wie bei trigonometrischen 
Berghöhenmessungen, handelt, so unerheblich, daß für die gewöhn 
liche Beobachtung irdischer Objecte der Lichtstrahl in Luft als gerad 
linig angesehen werden darf. 
Untersucht man, wenn man das in §. 34 gezeigte Verfahren bei 
der Construction des einem gegebenen Einfallswinkel entsprechenden